Britische Ufo-Akten:Neues von den grünen Männchen

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Das britische Verteidigungsministerium ist Berichten von Ufo-Sichtungen lange Zeit ernsthaft nachgegangen. Nun hat die Behörde erneut Unterlagen im Internet veröffentlicht.

Das britische Verteidigungsministerium hat einen weiteren Teil seiner Akten mit Berichten über Ufo-Sichtungen veröffentlicht. Bereits im Mai waren die ersten Ordner mit freigegebenen Akten aus den Jahren 1978 bis 1987 ins Internet gestellt worden.

Viele solcher Bilder sind Fälschungen. (Foto: Foto: CIA)

Nun können Interessierte auf den Seiten der Behörde weitere teilweise aufregende Sichtungsprotokolle und Briefe von Zeugen aus den Jahren 1986 bis 1992 nachlesen.

So wollten der Kapitän und der Kopilot einer Alitalia-Maschine mit 57 Passagieren an Bord beim Anflug auf den Londoner Flughafen Heathrow im Jahr 1991 ein braunes raketenartiges Objekt beobachtet haben.

Am selben Abend hatte ein örtlicher TV-Sender einen Bericht über einen Jungen im Programm, der ebenfalls ein Ufo gesehen haben will. Die Luftfahrtbehörde und das Militär konnten bei einer Untersuchung ausschließen, dass es sich um eine Rakete oder einen Wetterballon handelte und legten den Fall als ungelöst zu den Akten.

Im selben Jahr berichteten vier Passagiere nach dem Abflug vom Londoner Flughafen Gatwick in Richtung Hamburg von einem flügellosen Projektil, das unterhalb ihrer Maschine flog.

Auch der frühere US-Air-Force-Pilot Milton Torres ist überzeugt, in den fünfziger Jahren bei einem Flug über England einem außerirdischen Raumschiff begegnet zu sein. Der damals 25-Jährige war auf einem Stützpunkt in der Grafschaft Kent stationiert, als er den Befehl zum Abschuss eines Ufos bekam.

Zwar hatte Torres wegen Wolken keinen Sichtkontakt, aber auf seinem Radar konnte er das Objekt deutlich sehen, heißt es in seinem Bericht. Doch bevor er seine Raketen abfeuern konnte, war das Objekt blitzschnell verschwunden. Am nächsten Tag bekam Torres nach eigener Aussage Besuch vom US-Geheimdienst, der ihn zwang, über das Erlebnis zu schweigen. Erst 31 Jahre später gab er sein Geheimnis preis.

Ziel des britischen Ministeriums ist es natürlich nicht, zu belegen, dass es Ufo-Kontakte gegeben hat. Vielmehr hofft man, den Ufo-Gläubigen zu demonstrieren, wie wenig an den Behauptungen dran ist. Schließlich war es vor allem die Verschwiegenheit der Militärs, die Ufologen als Beleg dafür diente, man wollte Kontakte zu außerirdischen Mächten geheimhalten.

Tatsächlich hatten die Briten nach den ersten Berichten in den fünfziger Jahren ernsthaft versucht, herauszufinden, was es mit Ufos auf sich hatte. Winston Churchill selbst wollte 1952 wissen, was das "ganze Gerede über fliegende Untertassen" sollte.

Seriöse Menschen und Exzentriker

Wie die jetzt veröffentlichten Dokumente zeigen, handelt es sich bei vielen Zeugen zwar um seriöse Menschen, die irgend etwas gesehen haben. Doch ihre Sichtungen taugen nicht als Beweise für die Besuche von Aliens. Noch weniger hilfreich sind die Briefe exzentrischer Menschen, die behaupten, von Außerirdischen entführt worden zu sein, dafür aber keine Beweise bieten können.

Überhaupt ist die Zahl der Sichtungen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Und das hängt möglicherweise mit dem Internet zusammen, in dem die Briten, wie die Franzosen vor ihnen, ihre Ufo-Akten veröffentlichen.

Hier findet man neben den Berichten, die noch immer als Beleg auf Besuche von Aliens dienen, schnell auch Aufklärung. So wollten 1980 Augenzeugen beobachtet haben, wie ein Ufo im Rendlesham Forest in Suffolk gelandet war. Doch längst ist bekannt - und im Internet nachzulesen -, dass es sich um eine Inszenierung handelte.

Zwar tauchen noch immer regelmäßig "unbekannte Flug-Objekte", also Ufos im eigentlichen Sinne, auf. Doch in der Regel wird schnell bekannt, um was es sich tatsächlich gehandelt hat.

Meist handelt es sich um militärische Aktivitäten wie Raketenstarts, Testflüge von Flugzeugprototypen oder um Wetterballons, die die Menschen irritieren.

Echte Ufo-Gläubige wird die Öffnung der Archive aber vermutlich nicht beeindrucken. Echte Verschwörungstheoretiker haben einen idealen Ausweg. Für sie gibt es keinen Beweis dafür, dass die Verteidigungsministerien tatsächlich alle Unterlagen veröffentlichen. Es könnte sich schließlich auch um eine Vernebelungstaktik der Eingeweihten handeln.

Und hatte nicht US-Präsident Ronald Reagan bei einem Treffen mit Michael Gorbatschow gehofft, den Russen zum Aufbau einer gemeinsamen Alien-Abwehr bewegen zu können - obwohl das Pentagon bereits Ende der sechziger Jahre beschlossen hatte, Ufos seien keine Gefahr für die nationale Sicherheit?

Andererseits bemühte Reagans Frau Nancy auch schon mal eine Astrologin, wenn es darum ging, die richtigen Termine für wichtige politische Gespräche ihres Mannes zu planen.

Wer sich selbst einen Eindruck von den britischen Ufo-Dokumenten verschaffen möchte, kann sie auf der Homepage des Nationalarchivs einsehen unter www.nationalarchives.gov.uk/ufos.

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