Bodenschätze:Wo die Erde am härtesten ist

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Mit einem Zeppelin will ein Minenbetreiber Diamanten finden.

Von Klaus C. Koch

Beim Wort "Diamantenfieber" denkt man für gewöhnlich an abgelegene Regionen in Afrika. Aber jetzt ist es in Friedrichshafen am Bodensee ausgebrochen. Dort hat die Firma Zeppelin ihren Sitz, die in diesen Tagen ein Luftschiff an DeBeers ausliefert. Der weltgrößte Diamantenproduzent will mit der fliegenden Zigarre in Südafrika, Namibia und Botswana nach potenziellen Diamant-Lagerstätten suchen.

Zeppelin NT-07 (Foto: Foto: AFP)

Auf 120 Millionen Karat jährlich schätzt der World Diamond Council die weltweite Fördermenge an Rohdiamanten, das sind 24 Tonnen. Nur ein Fünftel davon werden zu Schmuck verarbeitet, das Gros nutzt die Industrie zu Bohr-, Schneid- und Schleifzwecken. Die Suche nach den Edelsteinen hofft De Beers mit dem Zeppelin vereinfachen zu können.

Als fliegende Geräteplattform soll das Luftschiff mit Gravimetrie-Instrumenten Anomalien im Schwerefeld der Erde aufspüren, die auf Kimberlit schließen lassen. Das blaugrüne bis schwarze Gestein ist vulkanischen Ursprungs und gilt als diamanthaltig. Allerdings finden sich im Schnitt nur in jedem 200. Kimberlit-Vorkommen Diamanten.

Das Mineral lässt sich aus der Luft erkennen, weil es eine höhere Dichte hat als umgebendes Material. Gängige Werte der äußeren Erdkruste liegen um 2,7 Gramm Gewicht pro Kubikzentimeter. Minerale wie das Kimberlit weisen zwischen 3,3 und 5,7 Gramm pro Kubikzentimeter auf.

Diese höhere Dichte verändert lokal die Schwerkraft, die in der Einheit Gal (benannt nach Galileo Galilei) gemessen wird. Sie beläuft sich auf der Erde im Durchschnitt auf 981 Gal. Vorkommen von Kimberlit jedoch weichen lokal um bis zu zehn Milli-Gal vom umgebenden Gestein ab. Das ist mit Messgeräten aus der Luft problemlos zu erkennen, und der Zeppelin kann zudem bei Messungen am Ort verharren, ohne viel Energie zu verbrauchen.

Allerdings kann auch ein Luftschiff mit seiner majestätisch-ruhigen Art der Fortbewegung die Messinstrumente an Bord überfordern. Die Instrumente reagieren empfindlich auf die Bewegungen, die Fluggeräte in Auf- und Abwinden vollführen.

Die dabei auftretenden Beschleunigungen machen schnell ein Vieltausendfaches der geforderten Messgenauigkeit aus, sagt Uwe Meyer von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Mit Hilfe von Beschleunigungsmessern lassen sich die Bewegungen des Luftschiffs aber aus den Daten herausrechnen.

Dieses Verfahren hat De Beers bei dem 78 Meter langen Zeppelin vor der Bestellung getestet. Probeweise wurden Salzstöcke in Niedersachsen erkundet, deren Beschaffenheit aus dem Bergbau bekannt ist; hier liegt die Schwerkraft wegen der unterirdischen Hohlräume etwas niedriger als im Durchschnitt. Der Konzern zeigte sich "mehr als zufrieden", sagt Tom Tweedy von der DeBeers-Zentrale in Johannesburg.

In Afrika sollen die Erkundungsflüge überwiegend nachts stattfinden. Um die mit Helium gefüllte Hülle bei über 40 Grad Außentemperatur nicht mit zu starken Ausdehnungskräften zu strapazieren, wird tagsüber ein Teil des Heliums abgelassen und in 350 Kubikmeter fassenden Behältern "zwischengelagert". Piloten und Bedienungsmannschaft kommen in Camps und Zelten unter. Mitte September sollen die Flüge beginnen. Vorher bringt ein Schiff den Zeppelin nach Südafrika.

© SZ vom 29.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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