Bioplastik:In Milch verpackt

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Für ihre biologische Alternative der herkömmlichen Verpackungen nutzen die Forscher die in Milch enthaltenen Casein-Proteine. (Foto: American Chemical Society)

Verpackungstechniker haben eine Folie aus Milchproteinen entwickelt. Die ist nicht nur umweltfreundlich, weil sie keine fossilen Rohstoffe verbraucht und kompostierbar ist - man kann sie außerdem essen. Noch drei Jahre bis zur Marktreife, sagen die Forscher.

Von Christoph Behrens

Die Folien, die den Käse umhüllen, sehen aus wie gewöhnliches Plastik. Dünn, durchsichtig, leicht glänzend schmiegen sie sich um das Lebensmittel. Doch die Verpackung ist grundlegend anders als normales Polyethylen, das man aus dem Supermarkt kennt. Wie der Käse, den sie verpackt, wird die Folie aus Milch hergestellt, genauer gesagt: aus einer Mischung verschiedener Milch-Proteine. Forscher des US-Landwirtschaftsministeriums haben die neuartige Verpackung nun auf dem Kongress der American Chemical Society (ACS) vorgestellt. Sie sei nicht nur umweltfreundlich sondern auch essbar.

Herkömmliche Lebensmittelverpackungen werden meist aus Erdöl gewonnen. Die Verarbeitung des fossilen Rohstoffs ist energieintensiv, die natürlichen Vorkommen sind begrenzt. Plastikmüll ist mittlerweile eines der weltweit gravierendsten Umweltprobleme, alleine in die Ozeane gelangen nach Schätzungen jährlich etwa acht Millionen Tonnen Kunststoff.

Für ihre biologische Alternative nutzen die Forscher die in Milch enthaltenen Casein-Proteine. Die komplexen Eiweiße ließen sich, ebenso wie Kohlenwasserstoffe aus Erdöl, zu einem dichten Netzwerk verbinden. Die so geschaffene Folie halte Sauerstoff 500 Mal besser von Lebensmitteln fern als das Pendant aus Erdöl - eine entscheidende Eigenschaft, denn durch den Sauerstoffabschluss bleiben die Nahrungsmittel haltbar.

Aus Stärke hergestellte biologisch abbaubare Folien bilden bislang keine gute Barriere gegen Sauerstoff. Auch die Entwickler des US-Landwirtschaftsministeriums hatten zunächst mit technischen Hürden zu kämpfen. Ein früher Prototyp löste sich in Wasser rasch auf. Erst nachdem die Entwickler pflanzliche Pektine aus Zitrusfrüchten zumischten, hielt die Folie auch Feuchtigkeit stand.

Derzeit testen die Lebensmitteltechniker verschiedene Anwendungen. "Zum Beispiel brauchen einzeln verpackte Käsescheiben sehr viel Plastik", erklärt Laetitia Bonaillie, eine der Studien-Autorinnen, in einer Mitteilung der ACS. Auch für Instant-Suppen oder löslichen Kaffee sei die Folie geeignet. Zudem denken die Forscher an ein Casein-Spray für Frühstücksflocken. Cornflakes werden häufig mit Zucker überzogen, damit sie in Milch knusprig bleiben. Die Casein-Schicht könnte die Knusprigkeit mit weniger Kalorien aufrechterhalten. In Pizzakartons könnte das Casein verhindern, dass sich die Schachteln mit Fett aus der Pizza vollsaugen. Bis zu diesen Anwendungen ist allerdings noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Die Proteine sind empfindlich und lassen sich nicht so einfach verarbeiten, wie Folien auf Erdölbasis.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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