Biomimetik:Sonnenfalter

So wie Kohlweißlinge ihre Flügel halten, als spitzes V, gelangt besonders viel Licht auf den Körper, um ihn aufzuwärmen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

So wie Kohlweißlinge ihre Flügel halten, als spitzes V, gelangt besonders viel Licht auf den Körper, um ihn aufzuwärmen. Forscher erproben dieses Konzept jetzt, um mehr Leistung aus Solarzellen zu gewinnen.

Von Christopher Schrader

Die Entwickler von Solarzellen können offenbar etwas von Schmetterlingen lernen. Forscher der Universität Exeter sind der Beobachtung nachgegangen, dass Falter wie der große Kohlweißling bei verhangenem Himmel früher losfliegen als andere Schmetterlinge. Als Grund dafür gilt, dass sie ihre Flügel in Form eines spitzen V nach oben halten, um das vorhandene Licht effektiv auf dem Körper zu bündeln und die Muskeln aufzuwärmen. Das Team um Katie Shanks hat diesen Effekt im Labor vermessen: Standen die Flügel im Winkel von 17 Grad zur Senkrechten, stiegen die Temperaturen im Körper des Kohlweißlings besonders schnell an. Dann umgaben sie eine Solarzelle mit schräg stehenden Flügeln: Ihre Leistung stieg um 42 Prozent. Sogar als die Forscher nur eine dünne Schicht der weißen Schuppen von den Flügeln testeten, konzentrierten diese das Licht auf die Solarzelle ( Scientific Reports, online). Zwar lässt sich mit konventionellen Reflektoren zurzeit deutlich mehr Strom aus dem Kristall holen, aber die Flügel sind viel leichter. Die Forscher schlagen nicht vor, Solarzellen mit ausgerissenen Schmetterlingsflügeln zu dekorieren. Neue Beschichtungen für Reflektoren könnten sich aber am biologischen Beispiel orientieren.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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