Das gute Gedächtnis alter Elefantenkühe kann für ihre Artgenossen lebensrettend sein. Während Dürreperioden erinnern sich die Tiere offenbar an Erfahrungen aus Jahrzehnte zurückliegenden Trockenzeiten - und führen die Herde zu Wasserstellen.
Hinweise darauf fanden Forscher der Wildlife Conservation Society (WCS) und der Zoological Society of London, als sie die Sterblichkeit von Kälbern in drei Elefantenherden in einem Nationalpark in Tansania untersuchten.
20 Prozent der Elefantenkälber starben dort innerhalb von neun Monaten während einer besonders starken Dürreperiode im Jahr 1993; normalerweise liegt die Sterberate bei zwei Prozent.
Die toten Kälber verteilten sich aber nicht gleichmäßig auf die drei Gruppen von Elefanten. Eine Herde litt besonders unter der Trockenheit, mehr als 63 Prozent ihrer Kälber gingen zugrunde. Es war die einzige Elefantenherde, die während der Dürreperiode im Tarangire National Park blieb. Die anderen Dickhäuter fanden dagegen außerhalb das Parks ausreichend Wasser und Nahrung und überstanden die Dürreperiode weitgehend ohne Schaden.
Die ausgewanderten Herden profitierten offenbar von den Erfahrungen und Erinnerungen ihrer ältesten Elefantenkühe, die eine ähnlich starke Dürre schon 35 Jahre zuvor überlebt hatten. In der Herde, die im Nationalpark blieb, waren dagegen keine Elefantenkühe dieses Alters ( Biology Letters, online).
Schon lange wird vermutet, dass das Gedächtnis alter Elefantenkühe für die Herden besonders wichtig ist. "Die neue Studie ist ein zusätzlicher Beleg dafür", sagt Zoologe Martin Fischer von der Universität Jena. "Und es ist ein weiterer Grund, gegen das Wildern vorzugehen." Wegen ihrer langen Elfenbeinzähne werden besonders die alten Kühe gejagt. "Jeder Abschuss tötet nicht nur einen Elefanten, sondern nimmt der Herde auch einen Teil ihres Gedächtnisses", sagt Fischer.