Bauchgefühl und Kompetenz:Gesichter entscheiden die Wahl

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Politiker versuchen, Wähler mit Argumenten zu überzeugen und mit blumigen Versprechen für sich zu gewinnen. Doch über den Erfolg entscheidet offenbar häufig ihr Aussehen.

Martin Kotynek

In Wahlkampfzeiten tingeln Politiker in Bussen durch das Land. Auf Marktplätzen versuchen sie, möglichst ergreifende Reden zu halten, mit Argumenten zu überzeugen und mit blumigen Versprechen und Geschenken Wähler für sich zu gewinnen.

Doch all diese Anstrengungen könnten vergebens sein, sagt eine Studie der Universität Princeton. Es ist vor allem das Aussehen, das entscheidet, berichten die Psychologen Charles Ballew und Alexander Todorov im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (online).

Nur eine Zehntelsekunde lang sahen 120 Versuchsteilnehmer Gesichter jener amerikanischen Politiker, die sich in den Jahren 1995 bis 2002 um ein Gouverneurs-Amt beworben hatten.

Aus jeder der 89 Wahlen zeigten die Psychologen Fotos der beiden Politiker, die die meisten Stimmen erhalten hatten. Anhand ihres Bauchgefühls sollten die Menschen entscheiden, welcher der Kontrahenten den kompetenteren Eindruck auf sie machte.

Erkannte ein Versuchsteilnehmer einen Politiker, wurde das Foto-Paar nicht gewertet. Die Probanden hielten den jeweiligen Gewinner der Wahl in den meisten Fällen für kompetenter als seinen schärfsten Mitbewerber.

Anderes Ergebnis in Kriegszeiten

Je weniger die Teilnehmer über ihre Entscheidung nachdachten, desto eher wählten sie den Gewinner aus. Die spontane Wertung der Probanden war so signifikant, dass die Forscher den Ausgang von 68 Prozent aller Gouverneurswahlen und von 72 Prozent der Senatswahlen im Jahr 2006 korrekt voraussagen konnten.

Doch nicht immer gewinne der Politiker, der am kompetentesten wirke, schreiben die Psychologen.

Als Beispiel nennen sie George W. Bush. Hier seien die Begleitumstände, in der die Wahl stattgefunden hatte, entscheidender gewesen. Seine Gesichtszüge wirkten auf Wähler zwar weniger intelligent, in Kriegszeiten zögen Probanden jedoch sein Antlitz dem von John Kerry, dem Kandidaten der Demokraten bei der letzten Präsidentenwahl, vor.

Für Wahlkampfmanager könnte es daher entscheidender sein, den passenden Kandidaten für die jeweilige Situation des Landes auszuwählen, als nur nach dem kompetenten Auftreten zu entscheiden.

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