Atommülllager Asse:Behälter mit unbekanntem Inhalt

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In der einsturzgefährdeten Kammer 4 des Atommülllagers Asse liegen zehn speziell abgeschirmte Sonderbehälter. Ihr Inhalt: unbekannt.

In der einsturzgefährdeten Kammer 4 des Atommülllagers Asse liegen zehn mit Blei ummantelte Sonderbehälter, deren Inhalt nicht bekannt ist. Das bestätigte ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

Das BfS hat mit der Überprüfung des Inhaltes der in Kammer 4 eingelagerten Behälter begonnen. (Foto: Foto: Helmholtz Zentrum München/ddp)

Der Koordinationskreis zur Asse, ein Zusammenschluss von Bürgern, vermutet, dass die zehn speziell abgeschirmten Behälter besonders stark strahlenden Müll enthalten. "Man muss Proben nehmen und klären, was in den Behältern ist", verlangte Michael Fuder vom Koordinationskreis. Das wurde bisher immer verweigert.

Das BfS hat bereits mit der Überprüfung des Inhaltes der eingelagerten rund 6000 Behälter begonnen. In wenigen Wochen will die Behörde die Untersuchung zur einsturzgefährdeten Kammer in dem maroden Atommülllager abschließen. Zudem soll bis Ende März ein Störfallplan festgelegt sein, der Vorkehrungen bei einer Verschlechterung der Situation im Bergwerk vorsieht.

Man wolle die Kammer aber erst stabilisieren und dann durch Messungen dem Inhalt der Behälter nachgehen, sagte BfS-Sprecher Florian Emrich. Es würden zuerst aufgestellte Inventarlisten und alte Berichte überprüft sowie Mitarbeiter befragt. Listen über das radioaktive Inventar habe man allerdings vor 1971, als die Kammer gefüllt worden sei, noch nicht geführt, erklärte Michael Fuder.

Noch im Dezember habe das Münchner Helmholtz-Zentrum, die Verfüllung der einsturzgefährdeten Kammer mit Beton gefordert. "Der alte Betreiber wollte die Fehler der Vergangenheit für die Zukunft zuschütten", kritisierte Fuder.

Die Vertreter von Bürgerinitiativen werfen dem Helmholtz-Zentrum vor, die Einsturzgefahr in der Einlagerungskammer vier zu dramatisieren. Dass Teile des Bergwerks auf mittlere Sicht einsturzgefährdet seien, wisse man seit langen, sagte Fuder.

Objektive Hinweise darauf, dass sich die Situation in der Einlagerungskammer 4 zugespitzt habe, gebe es nicht. Man habe die Bewegung in der Decke der Kammer lediglich mit einer genaueren Messtechnik untersucht. Das Helmholtz Zentrum wolle "seit Jahren das Atommülllager so dicht machen, dass man nie mehr an den Atommüll herankommt".

Die Asse-Kritiker fordern Korrekturen an der Neufassung des Atomgesetzes, das am Mittwoch in den Bundestag eingebracht werden soll. Sie wollen, dass die Ansprüche für die Asse genauso hoch sind wie bei der Neuerrichtung eines Atomendlagers. Zudem beklagen sie, der Begriff der Stilllegung des Bergwerkes sei im Gesetzentwurf nicht definiert, die Rückholung der Atomabfälle müsse möglich bleiben. "Es darf keine Sicherheitsrabatte für die Asse geben", sagte Fuder.

In der Schachtanlage Asse, die geschlossen werden soll, liegen insgesamt 125.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktiven Abfällen.

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