Astronaut Hans Schlegel:Auf Montage

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Der deutsche Physiker ist seit 19 Jahren Astronaut - und war elf Tage im Orbit. Jetzt wird er auf der ISS das Raumlabor Columbus montieren.

C. Schrader und G. Daum

Die meisten spannenden Berufe haben einen entscheidenden Nachteil: Irgendwann überwältigt einen die Routine. Wer Glück hat, kommt noch in zehn Prozent seiner Zeit dazu, die Aufgaben zu erfüllen, die ihn einst an dem Job fasziniert haben. Für Hans Schlegel ist selbst diese niedrige Quote Utopie.

Hans Schlegel war bereits 1993 im Orbit. (Foto: Foto: ddp)

Der 56-jährige Physiker ist seit 19 Jahren Astronaut - und war elf Tage im Orbit. Der Rest der Zeit ist mit Vorbereitung und Training vergangen. Doch von Donnerstag an wird er die Zeit im All verdoppeln: Er fliegt mit dem Shuttle Atlantis zur Internationalen Raumstation ISS, um dort das Raumlabor Columbus zu montieren.

Gezielt hinarbeiten auf diesen Beruf konnte Schlegel nicht. Er ist 1951 in Überlingen geboren, und als er 1970 in Köln Abitur machte, gab es das Berufsbild Astronaut für Deutsche nicht. So ging er als Fallschirmjäger zur Bundeswehr und studierte dann in Aachen Physik.

Nach dem Diplom blieb er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter für experimentelle Festkörperphysik. Hier hatte er auch den ersten direkten Kontakt zum Weltall: ,,Eine Probe, die ich ausgemessen hatte, kam von der Spacelab D-1-Mission, quasi von deutschen Astronauten erzeugt. Was solche Wissenschaftsastronauten im Orbit machten, das hatte ich auf der Erde schon gemacht.''

Als daher 1986 Wissenschafts-Astronauten für die D-2-Mission im Spacelab gesucht wurden, hat Schlegel sich beworben und wurde mit vier anderen genommen. Von 1990 bis 1993 trainierte er für die D-2-Mission, die im April 1993 an Bord des Shuttles Columbia abhob. Daher kennt er schon die Schwerelosigkeit:

"Man macht die Gurte auf und fängt an, sich daran zu gewöhnen, dass alles wegschwebt. Man kann nicht einfach mal irgendetwas zur Seite legen, sondern muss immer dafür sorgen, dass es mit einem Klett- oder Stoffband gesichert ist."

Seit acht Jahren lebt Schlegel nun in Houston/Texas und bereitet sich mit der Besatzung der Atlantis und seinem französischen Kollegen Léopold Eyharts darauf vor, Columbus ins All zu bringen.

Zwei sogenannte Weltraumspaziergänge hat er dabei vor sich: "Den ersten und schwierigsten Außenbordeinsatz haben wir siebenmal und den zweiten fünfmal trainiert", sagt er. Jedesmal mussten die Beteiligten alle Handgriffe genau proben.

Es wird harte Arbeit, aber Schlegel betrachtet es als Privileg: "Die größte Belohnung, an sich viel schöner als im Orbit aus dem Fenster zu schauen, ist dieses Teamerlebnis.'' Eine Woche vor Weihnachten soll Schlegel wieder auf der Erde sein. Er kann das Fest mit seiner Frau und den sieben Kindern feiern.

© SZ vom 6.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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