Arbeit erledigt:Bach-Institut macht dicht

Klingt kurios, ist aber so: Die Göttinger Forschungseinrichtung schließt nach 55 Jahren, weil sie erfolgreich war.

Das Göttinger Bach-Institut, in dem 55 Jahre lang die renommiertesten deutschen Bachforscher an einer historisch-kritischen Neuausgabe aller Bach-Werke gearbeitet haben, ist am Samstag geschlossen worden.

Ziel der von der Universität unabhängigen Forschungseinrichtung war es, eine neue wissenschaftliche Gesamtausgabe aller Urtexte des Bachwerkes herauszubringen. Dies sei jetzt mit der Fertigstellung des einhundertsten Bandes erreicht, teilte das Institut zur Begründung mit.

Bei dieser Forschungsarbeit seien Werke, die nur als Fragmente erhalten sind ebenso eingeordnet worden, wie die vollständig erhaltenen. Nachweisbar verschollene Kompositionen sowie Werke von zweifelhafter Echtheit seien nicht aufgenommen worden. Dazu gehöre die wahrscheinlich unechte Lukas-Passion. Bei Abweichungen seien sämtliche Fassungen gedruckt worden.

Keine neuen Ziele gefunden

Das wissenschaftliche Material, darunter 1000 Bände spezielle Bachliteratur, 1500 Sonderdrucke, 700 Notenausgaben und 200 originale Frühdrucke des 18. Jahrhunderts werden ebenso wie die Wasserzeichenpausen zur Echtheitskontrolle an andere Institute, darunter an das Bach-Institut in Leipzig, abgegeben.

Bereits 1953 hatten die Göttinger Bachforscher Kontakte zu ihren Kollegen in Leipzig geknüpft. Diese Arbeit sei auch während des Kalten Krieges nicht gekappt worden.

Versuche, neue Ziele für den Verein Göttinger Bach-Institut zu finden, seien gescheitert. Deshalb sei den Mitarbeitern, vier Musikwissenschaftlern und einer Sekretärin, im Erdgeschoss einer alten Göttinger Villa zum Jahresende gekündigt worden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: