Anthropologie:Der globalisierte Schädel

Außerhalb Afrikas schwindet die Vielfalt der menschlichen Kopfformen. Dabei gibt es ein besonderes Verhältnis zwischen Entfernung und Unterschiedlichkeit.

Christopher Schrader

An den Schädeln der Menschheit lässt sich ablesen, dass sie ursprünglich aus Afrika stammt. Forscher aus dem englischen Cambridge und Saga in Japan haben mehr als 6000 Schädel aus wissenschaftlichen Sammlungen vermessen und festgestellt, dass die Formen innerhalb einer Bevölkerungsgruppe um so weniger abweichen, je weiter entfernt von Afrika sie siedelt ( Nature, Bd.448, S.346, 2007).

(Foto: Foto: Nature)

"Die Höhe der Nase und die Breite des Gesichts zum Beispiel werden mit jedem Kilometer weg von Afrika gleichförmiger", sagt Andrea Manica aus Cambridge. Auf der Wanderung aus Afrika nach Osten durch den mittleren Osten und Asien nach Australien und Amerika, sagt er, hätten die frühen Menschen Teile ihrer Vielfalt eingebüßt, weil immer nur kleine Gruppen weiterzogen.

Manica vergleicht den Mechanismus mit einem großen Glas bunter Perlen, die die Vielfalt darstellen. Wandern kleine Gruppen weiter, werden gleichsam wenige Perlen aus dem Glas genommen; etliche Farben sind in dieser Handvoll nicht mehr vertreten.

Und immer, wenn kleine Gruppen weiterziehen, nimmt die Vielfalt weiter ab. Dies lässt sich auch in den Genen ablesen, wo die Wanderung die globale Verteilung unbedeutender Varianten zu 85 Prozent erklärt.

Bei den Schädelformen kommen Manica und seine Kollegen auf bescheidenere Zahlen: Etwa ein Zehntel der Unterschiede im Bau des Knochens spiegele die Wanderung wider. Köpfe seien aber auch dadurch stark beeinflusst worden, dass sie bei wechselnden Schönheitsidealen oder im Klima einer neuen Region Vorteile boten.

© SZ vom 20.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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