Antarktis:Eine eiskalte Kollision

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Rund 150 Kilometer lang und 25 Kilometer breit ist ein Eisberg, der auf die Küste des antarktischen Kontinents zutreibt. Ein Zusammenprall der gigantischen Eismassen würde US-Forschern und Pinguinen gleichermaßen zugute kommen.

Von Oliver Das Gupta

"Splitter" nannten Wissenschaftler den Eisberg B-15A. Schließlich löste sich die Riesen-Scholle im Jahre 2003 vom bislang größten bekannten Eisberg B-15 und sah irgendwie niedlich aus. Wie ein länglicher Lego-Stein - zumindest auf den Satellitenbildern.

In der Realität ist auch B-15A ein Gigant mit enormen Ausmaßen: Auf rund 150 Kilometer Länge, etwa 25 Kilometer Breite und gute 3000 Quadratkilometer bringt es der Gigant aus gefrorenem Wasser, berichtet die US-Weltraumbehörde Nasa.

Vor kurzem kündigten die Forscher nun ein "radikales und ungewöhnliches Ereignis" an: Der "Splitter" treibt in der Ross-See vor der Küste des antarktischen Kontinents zielstrebig auf die Ausläufer eines anderen Kolosses zu: dem Drygalski-Gletscher.

"Dies ist ein Zusammenprall von Titanen", freute sich Robert Bindshadler vom Goddard Space Flight Center der Nasa.

Die Kollision würde den Gletscher-Fortsatz, die Zunge, womöglich abbrechen und den "Splitter" ebenfalls Substanz kosten.

Eine Lücke von vier Kilometern

Wenn die Eisgebirge sich erst einmal rammen, tun sie es nach Bindshadlers Worten möglicherweise immer wieder. Durch die Gezeiten würde der Eisberg immer wieder gegen den Gletscher "krachen".

Den Wissenschaftler wäre dies nur recht. Denn B-15A blockiert den McMurdo-Sund, an dessen Rand die Amerikaner seit Jahren die gleichnamige Polar-Forschungs-Station betreiben.

Die Umwege durch die schwimmende Wand aus Eis sind enorm - für Schiffe wie für die Pinguine der Region. Doch während die US-Marine Eisbrecher einsetzen kann, haben es die Wasservögel schwer, über die Distanz zur offenen See zu gelangen und wieder zurück - mit ausreichend Nahrung für die Brut. Viele Jungtiere drohten daher zu verhungern, erklärt die Organisation Antarctica New Zealand.

Inzwischen trennt beide Eismassen nur mehr eine Lücke von etwa vier Kilometern. Doch gewiss ist die Mega-Kollision nicht. Seit Ende Dezember verlangsamt sich laut Nasa die Treibgeschwindigkeit des Eisberges immer weiter. Möglicherweise, so Bindschadler, ist der Eisberg auf Grund gelaufen.

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