Amtliches Bulletin:Der Zustand der Umwelt in Deutschland

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Klima, Energie, Verkehr, Artensterben - was das Umweltbundesamt über die Situation in Deutschland zu berichten weiß.

Martin Kotynek

Klima

Zugvögel bleiben einen Monat länger in Deutschland als noch im Jahr 1970. Das ist nur eines der Anzeichen, dass sich der Klimawandel bereits messbar auf die Umwelt in Deutschland auswirkt, schreibt das Umweltbundesamt (UBA) in der aktuellen Ausgabe seines sogenannten Kernindikatorensystems.

Schneeglöckchen und Apfelbäume blühen seit den 1950er-Jahren jedes Jahrzehnt um fast fünf Tage früher - die Blüte markiert den Beginn des Frühlings. Auch Waldbäume treiben um fünf Tage pro Jahrzehnt früher aus. In den vergangenen hundert Jahren ist die mittlere Jahrestemperatur in Deutschland um 0,8 Grad Celsius angestiegen.

Währenddessen ist der Ausstoß der Treibhausgase vom Jahr 1990 bis 2005 um 18,7 Prozent zurückgegangen. Bis 2020 sollen es insgesamt 40 Prozent werden. Von diesem Ziel hat sich Deutschland jedoch zuletzt entfernt. Im vergangenen Jahr wurden 0,6 Prozent mehr Treibhausgase ausgestoßen als 2005. Als Grund nennt das UBA das höhere Wirtschaftswachstum. Mit einem Minus von 66 Prozent gingen die Emissionen von Methan seit 1990 am stärksten zurück.

Schadstoffe

Noch immer gelangen laut UBA zu viele Schadstoffe in die Luft. Dazu zählen Stickstoffoxide und Ammoniak, die die Böden ansäuern. Bei 40 Prozent der Messanlagen in den Städten wird der Feinstaub-Grenzwert häufiger überschritten als erlaubt.

Dasselbe gilt für 44 Prozent der Grundwasser-Messstellen unter Ackerflächen. Dort sind die Nitrat-Belastungen zu hoch. Fünf Prozent aller getesteten lachsartigen und zwölf Prozent aller barschartigen Fische enthalten zu viel Methylquecksilber.

Energie

Der steigende Energieverbrauch belastet die Umwelt "erheblich", schreibt das UBA. Die Stromerzeugung verschmutzt Böden, Gewässer und die Luft, trägt zur Entstehung von bodennahem Ozon bei und heizt den Treibhauseffekt an. Beim Abbau von Braunkohle werde die Landschaft "großflächig zerstört", die Meere und Küsten durch die Förderung von Öl verschmutzt, und Wasserkraftprojekte greifen "massiv" in den Naturhaushalt ein.

Das sollte die Menschen veranlassen, "ihren Energieverbrauch in allen Bereichen zu drosseln", schreibt das UBA.

Doch der Stromverbreich steigt weiter an. Neu- und Umbauten von Kraftwerken haben zwar dazu geführt, dass bei der Herstellung von Strom weniger Energie ungenutzt bleibt als noch im Jahr 1990. Das Wirtschaftswachstum hat diese Einsparungen aber aufgezehrt.

Auch der Boom bei der Windkraft konnte den Anstieg des Stromverbrauchs nicht kompensieren. Derzeit stammen zehn Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, bis 2020 soll sich dieser Anteil verdoppeln.

Artensterben

Vor allem in besiedelten Gebieten und in den Alpen sterben in Deutschland Arten aus. Dort gehen natürliche Lebensräume verloren, der Mensch breitet sich in bisher unberührte Landschaften aus. Zusammenhängende Naturflächen, die nicht von Straßen zerschnitten werden, machen nur noch 21 Prozent der Gesamtfläche des Landes aus. In den Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen sind die Auswirkungen dieser Entwicklung bereits "gravierend", schreibt das UBA.

Verkehr

Luftschadstoffe, die durch den Verkehr verursacht werden, gefährden laut UBA "weiterhin in erheblichem Ausmaß die Umwelt und die menschliche Gesundheit". Dieselrußpartikel erhöhen das Risiko für Lungenkrebs. In Kombination mit anderen Schadstoffen können sie chronische Atemwegserkrankungen verursachen, schreibt das UBA: "Ein großer Teil der Bevölkerung ist von diesen Gesundheitsrisiken betroffen."

Durch technische Maßnahmen, wie etwa Katalysatoren, konnten die Schadstoffemissionen pro Fahrkilometer zwar gesenkt werden. Der Pkw-Verkehr hat in Deutschland seit 1991 aber um knapp 22 Prozent zugenommen. Dadurch wurden die technisch bedingten Einsparungen bei Kohlendioxid vollständig und bei anderen Schadstoffen teilweise kompensiert.

Die höchsten Zuwachsraten verzeichnete der Luftverkehr - seit 1991 gab es ein Plus von 132 Prozent. Durch das höhere Verkehrsaufkommen ist auch die Lärmbelästigung angestiegen. Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich von Lärm gestört. Er kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

© SZ vom 6.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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