Alarmierender UN-Bericht:Arme leiden am stärksten unter Klimawandel

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Der Weltklimarat befürchtet, dass mindestens für eine Milliarde Menschen das Wasser knapp wird. Dürren und ein steigender Meeresspiegel träfen vor allem die tropischen Regionen von der Subsahara bis zu den pazifischen Inseln.

Am dramatischsten sind die Auswirkungen demnach für Afrika, wo bis zum Jahr 2020 vermutlich bis zu 250 Millionen Menschen unter Wassermangel zu leiden haben. Wegen der Hitze wird die Landwirtschaft nur noch in einem viel kürzeren Zeitraum und auf weit weniger Fläche möglich sein.

Dadurch könnte sich der landwirtschaftliche Ertrag in den kommenden 13 Jahren halbieren. Asien ist ebenfalls von heftigen Überflutungen bedroht - sowohl durch Gletscherschmelze im Himalaya als auch in den flachen Mündungsgebieten der großen Flüsse. Auch die Menschen des amerikanischen Kontinents müssen damit rechnen, dass Dürreperioden künftig länger dauern werden.

In Europa erwarten die Forscher eine Zunahme von Hitzetoten. Im Süden des Kontinents muss verstärkt mit Waldbränden gerechnet werden. Doch auch die Küsten sind vom Klimawandel stark betroffen: Überflutungen nehmen zu. Im Alpenraum steigt die Gefahr plötzlicher Fluten, weil das Eis auf den Bergen schmilzt.

Zudem sagen die Klimaforscher voraus, dass bis zu 60 Prozent der Tier- und Pflanzenarten hier aussterben könnten. In den nördlichen Regionen der Erde werden sich die Niederschläge verstärken, wodurch das Frischwasser in den mittleren Breiten knapper werden dürfte. Bereits heute beobachten die Forscher, dass der Frühling immer früher einsetzt. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen.

Vor der Veröffentlichung des Berichts war es in Brüssel zu einem tagelangen Ringen zwischen Regierungsvertretern und Wissenschaftlern gekommen. Nach Informationen aus Verhandlungskreisen versuchten vor allem die USA, China und Saudi-Arabien, einige Formulierungen des Schlusstextes abzuschwächen.

Gabriel spricht von "wissenschaftlichem Vandalismus"

"Das war der Versuch, wissenschaftlichen Vandalismus zu betreiben", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) der Süddeutschen Zeitung am Karfreitag. "Es ist gut, dass dies misslungen ist." Der Bericht zeige auch, dass Entwicklungsländer, aber auch Länder wie Deutschland stärker den Folgen des Klimawandels vorbeugen müssten.

Die nötigen Mittel will der Umweltminister über den Handel mit Klimaschutz-Zertifikaten erzielen. "Wir müssen dazu kommen, in der Europäischen Union vom Jahr 2012 an die Hälfte der Emissionsrechte zu versteigern", forderte er. Bislang werden die Emissionsrechte kostenlos an Kraftwerke und Fabriken vergeben. Weil die Menge der Zertifikate strikt begrenzt ist, lassen sie sich zwischen den Unternehmen handeln. Eine Auktion könnte mehrere Milliarden Euro einspielen.

Bundeskanzlerin Merkel forderte in einer ersten Reaktion auf den Klimabericht ein gemeinsames Vorgehen der internationalen Gemeinschaft. "Der Bericht bestätigt, dass der Klimawandel eine Tatsache ist", sagte Merkel der SZ. "Deswegen brauchen wir ein schnelles und entschiedenes Handeln, um den Temperaturanstieg weltweit zu begrenzen und den Kohlendioxydausstoß zu verringern." Die Bundesregierung werde weiter Vorreiter beim Klimaschutz sein. "Ich werde das Thema auch beim G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm ansprechen", sagte Merkel. "Mein Ziel ist es, möglichst alle Staaten in die Verantwortung für den Klimaschutz einzubinden."

© SZ vom 7./8. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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