AIDS-Krankheitsverlauf:Infiziert heißt nicht krank

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Von Mensch zu Mensch verläuft eine HIV-Infektion sehr unterschiedlich. Es kann bis zu 15 Jahre dauern bis erste Symptome auftauchen.

Sabine Olff

Die HI-Viren schwächen das Immunsystem. Ihr bevorzugtes Angriffsziel sind die T-Helfer-Zellen der körpereigenen Abwehr. In ihnen vermehrt sich das Virus millionenfach und lässt die Zellen schließlich zugrunde gehen.

Freddie Mercury starb am 24. November 1991 an den Folgen seiner HIV-Infektion (Foto: N/A)

Normalerweise helfen T-Zellen anderen Akteuren des Immunsystems die Abwehr von Krankheitserregern zu steuern. Je weniger Helferzellen, desto ineffektiver arbeitet das Immunsystem. Bei fortgeschrittener Abwehrschwäche (AIDS) geht der Schutz vor bestimmten Krankheiten schließlich verloren.

Nach wenigen Wochen

Bereits kurz nach der Infektion legt das Virus mit seiner Vermehrung los - allerdings nur vorrübergehend. Das bleibt nicht unentdeckt: Das Immunsystem produziert bestimmte Eiweiße, so genannte Antikörper, gegen den Eindringling. Sie sollen das Virus als fremd markieren, damit die körpereigene Abwehr den Erreger erkennen und schließlich vernichten kann.

Allerdings können die Antikörper nicht in die Wirtszellen der Viren eindringen - einer der Gründe weshalb eine effektive Abwehrreaktion gegen die HI-Viren ausbleibt.

Die verstärkte Antikörper-Produktion spiegelt sich in vergrößerten Lymphknoten an verschiedenen Körperstellen wieder. Dort reifen nämlich die Antikörper-produzierenden Plasmazellen heran. Zwölf Wochen nach der Infektion können diese Antikörper zuverlässig nachgewiesen werden.

Direkt-Nachweis

Der Nachweis der Antikörper ist eine von zwei Möglichkeiten wie man auf eine HIV-Infektion testen kann. Mittlerweile kann das Virus mit einer aufwendigen molekularbiologischen Methode aber auch selbst aufgespürt werden. Dieser Direkt-Nachweis ist schon eine Woche nach der Infektion möglich.

Bei den meisten Infizierten treten in den ersten Wochen neben den vergrößerten Lymphknoten Grippe-ähnliche Symptome auf: Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfälle, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Fieber. Zudem kann es zu Halsentzündungen und Hautausschlägen kommen. Nach ein bis zwei Wochen klingen die Symptome der akuten HIV-Erkrankung wieder ab.

Blinder Passagier

Es folgt eine symptomfreie Phase. Dieser Zeitraum kann 15 Jahre oder auch nur sechs Monate andauern. Auch wenn keine äußerlichen Anzeichen der HIV-Infektion zu erkennen sind, treibt das Virus weiterhin sein unheil: Es vermehrt sich und schwächt dadurch das Immunsystem.

Die körpereigene Abwehr versucht sich mit aller Kraft gegen den Eindringling zu wehren, doch irgendwann verliert sie den Kampf. Erste unspezifische Symptome können auftreten: beispielsweise lang andauernde Lymphknotenschwellungen, starker Nachtschweiß und anhaltende Durchfälle.

Abhängig von Therapieerfolg, Lebensstil, psychischer Situation und sonstigen Begleiterkrankungen treten die ersten Krankheitssymptome früher oder später auf.

Die Anzahl der T-Helferzellen im Blut liefert verlässliche Informationen über den Zustand des Immunsystems. Normalerweise sind in einem Mikroliter Blut 800 bis 1500 Helferzellen zu finden. Sind weniger als 250 Zellen pro Mikroliter nachweisbar ist die körpereigene Abwehr so sehr geschwächt, dass Infektionen durch Viren, Pilze, Parasiten oder Bakterien auftreten, die normalerweise vom Immunsystem in Schach gehalten werden.

Schwerer Immundefekt

Erst wenn sich die körpereigene Abwehr gegen bestimmte Infektionskrankheiten nicht mehr zur Wehr setzen kann, spricht man von einem erworbenen Immundefekt oder von AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome).

Dazu zählt zum Beispiel eine schwere Form der Lungenentzündung. Aber auch Tumorerkrankungen, die durch Viren hervorgerufen werden, sind bei AIDS-Patienten häufig: Das Kaposi-Sarkom, das Haut und Schleimhäute befällt, Gebärmutterhalskrebs sowie Lymphome sind typische Krebsarten die im Zusammenhang mit AIDS auftreten können.

Der schwere Immundefekt kann aber auch zu erheblichen Einschränkungen der Hirnfunktionen führen. Das HI-Virus ist in der Lage die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Langsam und unauffällig greift der Erreger Nervenfasern an und schädigt sie.

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