AIDS-Infektion:Reicht ein Kuss?

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Wichtig zu wissen: Wann sollte man sich schützen und wo besteht keine Infektionsgefahr.

Von Sabine Olff

Das HI-Virus braucht zum Überleben einen Wirt. Ohne diesen ist es schlecht bestellt um den Schmarotzer: Außerhalb des menschlichen Körpers sind die HI-Viren schnell zum Tode verurteilt. Von Mensch zu Mensch wird das Virus folglich nur unter sehr speziellen Umständen übertragen.

Kondome schützen (Foto: BZgA)

Keine Ansteckungsgefahr besteht beim Händedruck, Umarmen oder Streicheln. Anhusten oder Anniesen ist ebenfalls ungefährlich. Auch bei der Benutzung derselben Teller, Gläser und Bestecke kann der Erreger nicht übertragen werden. Dasselbe gilt für die gemeinsame Nutzung von Toiletten, Bädern oder Saunen.

Deshalb ergeben sich auch keine Ansteckungsgefahren beim Zusammenleben mit HIV-infizierten oder AIDS-kranken Menschen. Auch Pfleger und Betreuer von AIDS-Patienten setzen sich keinem erhöhten Risiko aus.

Piercen, Tätowieren, Ohrlochstechen

Wenn beim Arzt, Zahnarzt oder im Krankenhaus die üblichen Hygienevorschriften (d.h. Benutzung von Einwegmaterial oder keimfrei gemachten Instrumenten) befolgt werden, besteht auch dort keine Infektionsgefahr. Das gilt auch fürs Piercen, Tätowieren und Ohrlochstechen. Beim Küssen kann HIV normalerweise nicht übertragen werden. Eine Ansteckung allein über den Speichel einer infizierten Person wurde bislang nicht nachgewiesen. Allerdings ist Vorsicht angebracht, wenn sich am Mund oder im Mundraum offene Wunden befinden.

Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit

: Denn im Blut, auch im Menstruationsblut - von Infizierten findet man den Erreger oftmals in hohen Konzentrationen. Das gleiche gilt für Sperma. In der Scheidenflüssigkeit und in der Muttermilch ist die Konzentration dagegen geringer. Sie kann aber immer noch für eine Infektion ausreichen. Auch im Urin, Kot, Speichel, Schweiß und in Tränenflüssigkeit von HIV-Infizierten wurde der Virus schon nachgewiesen. Allerdings sind die Konzentrationen so gering, dass sie für eine Infektion nicht ausreichen.

Der Kontakt mit den entsprechenden Körperflüssigkeiten kann auch nur dann gefährlich werden, wenn die Viren nicht schon zuvor an der Luft zu Tode gekommen sind.

Sex ohne Kondom

Am häufigsten wird HIV beim Sex ohne Kondom übertragen, vor allem beim Analverkehr: Die Darmschleimhaut ist so empfindlich, dass sie den Virus direkt aufnehmen kann. Aber auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr kann das HI-Virus weitergegeben werden: Infektiöses Sperma gelangt über winzige Verletzungen der Scheide oder Reizungen der Gebärmutter in die Blutbahn der Frau.

Auch infizierte Frauen können den Erreger an ihre Sexualpartner weitergeben. Allerdings ist das Ansteckungsrisiko geringer als umgekehrt. Winzige Hautrisse am Penis sind die Eintrittspforte für infektiöse Scheidenflüssigkeit oder Menstruationsblut. Während der Periode ist die Infektionsgefahr für beide Partner erhöht. Wenn Menstruationsblut, Scheidenflüssigkeit oder Sperma in den Mund des Partners gelangt, besteht auch beim Oralverkehr ein geringes Risiko.

Gebrauchtes Spritzbesteck

Fixer haben ein sehr hohes Ansteckungsrisiko, wenn sie für den Drogen-Schuss Spritzen verwenden, die zuvor bereits infizierte Personen benutzt haben. Infiziertes Blut kann so direkt in die Blutbahn gelangen.

Während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch beim Stillen besteht ein Ansteckungsrisiko für das Kind. Eine umfassende medizinische Betreuung kann die Übertragungsrate jedoch auf unter zwei Prozent senken: Ein Kaiserschnitt vor Einsetzen der Wehen, die gezielte Einnahme von Medikamenten gegen HIV während der Schwangerschaft und der Verzicht aufs Stillen sind Möglichkeiten das Infektionsrisiko zu senken.

Restrisiko bei Blutprodukten

Bei Gabe von Blut und Blutplasma besteht trotz sehr effektiver Sicherungsverfahren ein - äußerst niedriges - Restrisiko. In den alten Bundesländern werden seit 1985 alle Blutspenden in Routineverfahren auf HIV-Antikörper untersucht. Trotzdem wird wegen des Restrisikos bei planbaren Operationen die Eigenblutspende empfohlen.

Menschen, die unter der Bluterkrankheit (Hämophilie) leiden, haben kein erhöhtes Infektionsrisiko zu befürchten. Das für sie lebenswichtige Blutplasmakonzentrat wird inaktiviert, so dass die Produkte bei ordnungsgemäßer Herstellung praktisch HIV-sicher sind.

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