AAAS:Nordatlantik völlig überfischt

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Wissenschaftler fordern eine drastische Verminderung der Fischereiflotten im Nordatlantik.

In den vergangenen 50 Jahren ist der Fang bevorzugter Nahrungsfische wie Kabeljau, Tunfisch, Schellfisch und Flunder im Nordatlantik um mehr als die Hälfte zurückgegangen.

"Der Ölverbrauch, der für den Fang einer Tonne Fisch nötig ist, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt." (Foto: N/A)

Dies berichteten Wissenschaftler auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Boston.

Zugleich hat sich der Aufwand für den Fang verdreifacht. Die gefangenen Fische können nicht mehr auf natürliche Weise ersetzt werden.

Weiterhin wird Fisch aus den Entwicklungsländern von Westafrika oder Südostasien importiert und im Norden verkauft, kritisierte Reg Watson von der Universität British Columbia. Das vertuscht die Lage in den Industriestaaten.

"Wir bezahlen die Fischer in anderen Ozeanen, damit sie für unseren Konsum ihr marines Ökosystem schädigen." Das sei sehr kritisch für die weltweite Ernährungslage, so der Forscher.

Überfischung mit Steuergeldern finanziert

Die Überfischung im Norden werde zudem mit Steuergeldern gefördert, sagte Rashid Sumaila vom Chr. Michelsen Institut im norwegischen Bergen. Die Fischereiflotte werde mit jährlich rund 2,5 Milliarden Dollar subventioniert.

Damit verbessere sie ihre Technik, um die letzten verbliebenen Fische ausfindig zu machen. Auch der Energiebedarf der Flotten sei drastisch gestiegen, fügte Peter Tyedmers von der Universität Dalhousie hinzu.

"Der Ölverbrauch, der für den Fang einer Tonne Fisch nötig ist, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt."

Staatliche Maßnahmen haben Ziele verfehlt

Die staatlichen Maßnahmen, die Fischerei zu kontrollieren hätten ihre Ziele verfehlt, betonte Daniel Pauly vom Fischereizentrum der Universität von British Columbia. "Der nötige nächste Schritt ist die wirksame Reduzierung der Fangflotten."

Die Meeresschutzkommission OSPAR hatte die Überfischung bereits im Sommer 2000 als größtes maritimes Umweltproblem im Nordost-Atlantik zwischen dem Nordkap und Gibraltar eingestuft. 40 von 60 untersuchten Fischarten seien bedroht.

Auch die ins Meer zurückgekippte Menge von toten Beifängen gefährde zahlreiche Fischbestände, so die Kommision, die sich aus 15 Ländern und der EU zusammen setzt.

Fischler: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand"

Auch die EU hatte vergangenen Dezember auf die Überfischung hingewiesen: "Die Situation ist alarmierend, wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand", hatte der für Fischerei zuständige EU-Kommissar Franz Fischler gesagt. Er hatte eine deutliche Flottenreduzierung um bis zu 40 Prozent vorgeschlagen. Anfang der 70er Jahre habe es in den EU-Gewässern rund 90 Prozent mehr ausgewachsene Fische gegeben als Ende der 90er Jahre.

(sueddeutsche.de/dpa)

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