Klima:Wasserdampf ist Treibhausgas Nummer 1

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Die Konzentration des Gases in den höheren Luftschichten hat in den vergangenen 45 Jahren um 75 Prozent zugenommen.

(ajh) - Entgegen weit verbreiteter Meinung ist nicht Kohlendioxid das Treibhausgas Nummer eins in unserer Atmosphäre, sondern Wasserdampf.

Der Wasserdampf nimmt zu - auch hoch über den Wolken in der Stratosphäre. (Foto: sueddeutsche.de)

Wissenschaftler vom Forschungszentrum Jülich haben herausgefunden, dass die Konzentration dieser Substanz in den oberen Luftschichten in den letzten 45 Jahren um 75 Prozent angestiegen ist. Ihre Studien sind Teil des Weltklimaforschungsprogramms(WCRP), an dem 68 renommierte Wissenschaftler aus sieben Ländern arbeiteten.

Schwer zu erfassen

Schon seit Mitte der 40er Jahre versuchen Wissenschaftler, den Wasserdampf möglichst genau zu messen. Doch im Gegensatz zu Kohlendioxid ist dieses Treibhausgas nur schwer zu fassen. Denn Wasser wird mit Wolken, Regen, Schnee oder Eis in großen Mengen von einem Ort zum anderen transportiert. Zudem schwankt die Konzentration vom Boden bis in 15 Kilometer Höhe um vier Größenordnungen.

Wasserdampf macht Klimaprognosen unsicher

Je mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sind, desto wärmer wird es auf der Erde. Im letzten Jahrhundert hat sich die Luft um 0,6 Grad Celsius erwärmt. Für die nächsten 100 Jahre prognostiziert das internationale Wissenschaftlergremium des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) einen Temperaturanstiegum 1,4 bis 5,8 Grad Celsius. Die große Spannweite dieser Prognose beruht größtenteils darauf, dass die Konzentration des Wasserdampfs in den oberen Luftschichten nicht genau bekannt ist. Auch die Rolle der Wolken im Klimageschehen ist nicht vollständig verstanden.

Auch Verkehrsflugzeuge sammeln Daten

Seit 1980 beobachten amerikanische Forscher den Wasserdampf in der Stratosphäre kontinuierlich anhand von Satelliten. Einen Teil der Daten lieferten fünf Linienflugzeuge verschiedener Gesellschaften, die mit empfindlichen Messgeräten ausgestattet sind und seit 1994 täglich auf ihren Flugrouten die Wasserdampf- und Ozonkonzentration in der oberen Atmosphäre registrieren.

In diesen Luftschichten, in 12 bis 16 Kilometern Höhe, kommt das Gas nur in Spuren vor. Doch man weiß nicht genau, wie sich die Konzentration in Zukunft entwickeln wird. Erstmals wurde nun eine Vielzahl von Messergebnissen zusammen getragen, von den Wissenschaftlern analysiert und bewertet.

Die Gründe für das Mehr an Wasserdampf

Das Ergebnis: Die Konzentration des Wasserdampfs in der Stratosphäre ist in den letzten 45 Jahren weltweit um 75 Prozent angestiegen. Die Zunahme des Wasserdampfs von 1980 bis heute hat den durch die Kohlendioxid-Erhöhung bedingten Temperaturanstieg nochmals um etwa die Hälfte erhöht. Das errechneten Wissenschaftler der englischen Universität Reading anhand eines Modells.

Je mehr sich die Erde erwärmt, desto mehr Wasser verdampft und erhöht in den oberen Luftschichten wiederum den Treibhauseffekt. Zu einem Teil sorgt Methan für die Zunahme des Wasserdampfs. Dieses Spurengas, welches zum Beispiel aus Reisfeldern oder bei Fäulnisprozessen freigesetzt wird, reagiert in der Stratosphäre zu Wasserdampf und Kohlendioxid. Damit lässt sich jedoch nur die Hälfte des beobachteten Wasserdampfanstiegs erklären. Die Ursache für die Zunahme des stratosphärischen Wasserdampfs im letzten halben Jahrhundert läßt sich also noch nicht vollständig erklären.

Ganz ohne Treibhauseffekt kein Leben auf der Erde möglich

Würden Wasserdampf und Kohlendioxid jedoch gänzlich in der Atmosphäre fehlen, wäre es kalt auf unserer Erde. Denn sie halten die langwellige Wärmestrahlung, die von der Erdoberfläche kommt, zurück. Als natürlicher Treibhauseffekt wird dieser Mechanismus bezeichnet, und er ist es, der das Leben auf der Erde erst möglich macht. Ohne Wasserdampf und Kohlendioxid, die wie ein Mantel unseren Planeten umgeben, läge die Temperatur auf der Erde im Mittel bei minus 19 Grad Celsius.Erst ein "Zu viel" dieser Gase sorgt für eine Erhöhung des Treibhauseffektes und damit zur befürchteten langfristigenTemperaturänderung.

Quellen: sueddeutsche.de / idw

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