Zwischen den Zahlen:Roboter-Küche

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Wer edel essen geht, will nicht nur satt werden. Zu viel Hightech kommt da weniger gut an. Köche bekommen Sterne von den Michelin-Inspektoren. Doch zum Erfolg gehören auch der Sommelier und ein guter Gastgeber.

Von Michael Kuntz

Ein Sterneregen ging in dieser Woche über Deutschland nieder. Die zwölf Inspektoren des Michelin-Führers präsentierten das alljährliche Ergebnis ihrer harten Arbeit und vergaben allein 15 Sterne für die Spitzengastronomie in München. Was für eine glückliche Stadt, in der sich elf Restaurants von Kochkünstlern halten können, die Menschen glücklich machen mit exquisiten Speisenfolgen für zwischen 78 und 245 Euro pro Person.

Diese Insignien höchster Anerkennung erreichen nicht mehr nur die Artisten an Herdplatten und Backöfen, im Molekularlabor und am Dampfgarer. Die Köche sind zwar nach wie vor die zentralen, oft kernigen Figuren in dieser Art von Showgewerbe. Wo so viel Glanz ist, reicht der auch noch für andere. Den Sommelier zum Beispiel, der - mit Verlaub gesagt - Trockenfutter erst in ein sinnliches Geschmackserlebnis verwandelt. Spitzenkoch und Sommelier brauchen aber noch einen Dritten. Es ist der sogenannte Gastgeber, den man jedenfalls nicht einfach Wirt nennen sollte. Denn die Kunst des Spitzen-Gastgebers in der Spitzen-Gastronomie ist es, die Spitzen-Gäste in jene Spitzen-Stimmung zu versetzen, in der die Bestellung von "Aal in Aal, Gurke & Wacholder" sich zwangsläufig entwickelt und alle dabei ganz locker bleiben.

Dieser spitzenmäßige Umgang im Spitzen-Ambiente erfordert ganz offensichtlich die gefühlvolle Begegnung von Mensch zu Mensch. Da würde ein Zuviel an Technik eher stören. Dieser persönliche Eindruck aus unzähligen Besuchen in gastronomischen Betrieben unterschiedlichster Güte wird nun bestätigt durch eine - womöglich tatsächlich repräsentative - Umfrage der Internet-Tischreservierers Open Table. Danach wollen die Deutschen ihren Restaurantbesuch zwar mitgestalten. Konkret: Mehr als die Hälfte der Gäste würde sich Gerichte und Getränke via iPad aus einem Vorrat an Zutaten gern selbst mixen. Ein knappes Drittel fände interaktive Tische attraktiv, um Bestellungen aufzugeben oder im Lokal online zu gehen. Ein Viertel könnte sich essbare QR-Codes vorstellen, die über die Speisen informieren.

Doch einiges, was technisch machbar ist oder bald sein wird, finden die befragten Gäste entschieden nicht gut. So wollen wenige im Restaurant vom Gesichtsscanner wiedererkannt werden, vielleicht samt ihrer letzten Bestellungen und Vorlieben. Und: Keine Bedienungen. Das geht gar nicht. Drohnen, die das Essen servieren, oder Roboter, die kochen und bedienen. Unterirdisch. Auch auf Michelin-Inspektoren dürfte all dies eher befremdlich wirken.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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