Zwischen den Zahlen:Ich kauf' das jetzt

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Glaubt man den aktuellen Berichten, sind die Konsumenten derzeit fast überall bestens gelaunt. Sogar in Griechenland oder in Italien. Konjunktursorgen? Panik an den Börsen? Ach wo - neue Schuhe werden immer noch gekauft.

Von Jan Willmroth

Was wäre das Leben ohne zeitweiligen Frust, den zu bekämpfen die Menschheit allerlei Strategien ersonnen hat? Welche davon am ehesten Erfolg verspricht, ist eine höchst individuelle Sache, wobei Alternativen wie übersteigerter Alkoholkonsum oder der massenhafte Verzehr von Süßwaren generell zu den weniger ratsamen Taktiken zählen. Es soll Menschen geben, die erhellen ihr Gemüt, indem sie Geld ausgeben, neue Tischdecken, Schuhe oder Sonnenbrillen erwerben. Leider wird es unmöglich sein festzustellen, welcher kausale Zusammenhang sich hinter den Nachrichten verbirgt, die in der zu Ende gehenden Woche die Runde machten: Die "Verbraucher im Euro-Raum" seien in "bester Kauflaune", ließ die EU-Kommission wissen. Vielerorts wäre ein großes Frustrationspotenzial zu vermuten, gerade auch in Griechenland, wo sehr viele Menschen unter der wirtschaftlichen Situation leiden. Die Griechen aber hätten der Wirtschaft ihres Landes ein kräftiges Wachstum (von 0,9 Prozent) beschert, auch das gehörte zu den Stimmungsbarometern der Woche. Demnach handelten auch die Italiener in guter Kauflaune und konnten damit laut einschlägiger Verkündungen die "eingetrübte Stimmung" in der Wirtschaft im zweiten Quartal kompensieren.

Man muss an dieser Stelle unterscheiden zwischen dem Geschäftsklima, das die Stimmung von Geschäftsleuten misst, und dem Konsumklima, das die sogenannte Kauflaune in Form einer Zahl ausdrückt. Beides wiederum ist abzugrenzen von den Konjunktursorgen, die diese Woche gar zur Panik an den Börsen führten. In Deutschland, das wissen wir seit einigen Tagen, hat die Konsumfreude inzwischen etwas nachgelassen, weil die Deutschen wieder mehr sparen wollen. Folgt nun also der Konsumklimawandel? Man könne nicht davon sprechen, dass der "Konjunkturmotor" jetzt ins Stottern gerate, hieß es. Darauf ein Einkaufsbummel!

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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