Zwischen den Zahlen:Dieser Service hat noch gefehlt

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Das Teilen ist ein großes Geschäft - und das lassen sich Otto und Mediamarkt auch nicht entgehen: Sie verleihen neuerdings Elektrozeugs, Bügeleisen und Staubsauger auf Zeit. Wer's braucht.

Von Felicitas Wilke

Auch wenn die aktuelle Nachrichtenlage Anderes vermittelt: Eigentlich wird die Welt gerade eine bessere. Nicht mehr nur langhaarige Aktivisten propagieren, dass Besitz nicht alles ist. Selbst gegelte Betriebswirte gründen Unternehmen, die Geld mit der Idee des Teilens verdienen. Statt ein Auto zu kaufen, mieten sich Großstädter für den Tagesausflug einen Wagen. Statt in einem teuren Hotel abzusteigen, quartieren sich Urlauber im Haus eines Einheimischen ein. Und wenn am Sonntag kein Mehl mehr im Haus ist, können sich Hobby-Bäcker dank der Nachbarschaftsportale im Internet ihren Kuchen von Menschen aus der Gegend retten lassen. Nicht mal an der Haustür klingeln müssen sie dafür.

Den endgültigen Beweis dafür, dass alles gut wird, liefern nun das Versandhaus Otto und der Elektronikhändler Mediamarkt. Die sind doch nicht blöd, sich das Geschäft mit dem Teilen entgehen zu lassen! Deshalb vermieten sie neuerdings Elektrogeräte und Haushaltsbedarf. Der schweineteure Super-Grill, den jeder Mann heute braucht? Er steht künftig nur in den Sommermonaten auf deutschen Terrassen und wird zurückgebracht, sobald das letzte extra lang gereifte Bio-Steak verputzt ist. Die Spiegelreflexkamera, die jedem Rucksacktouristen beim Trip nach Peru oder Patagonien um den Hals hängen muss? Sie ist auf einmal nicht mehr unbezahlbar, sondern tut einen Monat lang für 35 Euro ihre Dienste - und landet nach der Rückkehr wieder in der Elektronikmarktfiliale.

Verbraucherschützer haben mal nachgerechnet und herausgefunden, dass die Mietangebote der Händler sich eher für den gelegentlichen Gebrauch eignen. Nutzt man den edlen Kaffeevollautomaten oder das Smartphone regelmäßig und längere Zeit, hätte man den Kaufpreis in dieser Zeit meist schon hereingeholt. Doch im Umkehrschluss kann es Kosten sparen, wenn man selten verwendete Geräte künftig nur hier und da mietet. Staubsauger für Faule zum Beispiel. Oder Bügeleisen. Dann können sich pedantische Mitbewohner auch nicht mehr aufregen, dass das Parkett schmuddelig aussieht oder die Hemden knittern. Zu teilen optimiert schließlich die Haushaltskasse.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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