Zwischen den Zahlen:Die Briefmarke

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Und wieder sind im Postkasten nur - Rechnungen. Briefe werden kaum noch verschickt, die große Zeit der Briefmarke ist daher vorbei. Was nicht heißt, dass manche die kleinen Wertmarken nicht noch immer ganz besonders schätzen.

Von Michael Kuntz

Geld zu bekommen und erst dann etwas dafür zu tun, das gelingt nicht jedem Unternehmen. Mancher Handwerker weiß leidvoll davon zu berichten. Ursprünglich war das auch bei der Post so. Lange wurde die Gebühr für den Transport einer Depesche nach Aufwand berechnet. Und der Empfänger musste bezahlen. Schlecht war es für den Boten, wenn der Empfänger die Annahme verweigerte.

Frühe Versuche von Vorkasse erwiesen sich als aufwendig, nicht klebende Gebührenstreifen wurden mit Nadel und Faden festgenäht. Erst die Einführung der Briefmarke durch den englischen Sozialreformer Rowland Hill im Jahr 1840 machte alles einfacher: Der Absender frankierte seine Botschaft mit standardisiertem Porto. Das senkte die Kosten und machte das Versenden von Briefen für viele Menschen erst erschwinglich. Das wird es auch bleiben nach der von 2016 an geltenden Erhöhung des Portos für einen Standardbrief von 62 auf 70 Cent.

Der moderne Mensch mailt zwar zusehends und verschickt seine Urlaubsfotos elektronisch statt als Postkarte, dennoch erfreut Schneckenpost ("snail mail") sich weiter einer hohen Wertschätzung. Vor allem, wenn der Umschlag nicht als Massendrucksache daherkommt sondern mit richtiger Briefmarke. Demoskopen fanden heraus, dass viele Menschen so aufgehübschte Werbesendungen als weniger aufdringlich empfinden, ja manche sie sogar mit privater Post verwechseln.

Gerade en vogue sind Motive aus dem Kinderbuch "Felix der Hase" oder Bilder von historischem Spielzeug wie einem schaukelnden Elefanten mit einem Kasper auf dem Schoß. Früher musste man König oder Kanzler gewesen sein, um auf einer Briefmarke abgebildet zu werden. Das ist nicht mehr so. Jährlich bringt die Deutsche Post noch 50 Motive heraus. Jeder kann sich im Internet persönliche Postwertzeichen basteln. Mein Hund, mein Kind, mein Auto - gegen einen kleinen Aufpreis sind fast alle Motive möglich.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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