Zwischen den Zahlen:Albträumchen

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Es ist nicht ungefährlich, über Tiere Botschaften zu transportieren. Die von China an Deutschland verliehenen Panda-Bären könnten so zum Problem werden.

Von Elisabeth Dostert

Ein wenig leid tun können einem Schätzchen und Träumchen, die beiden diplomatischen Leih-Bären im Berliner Zoo, schon. 15 Jahre müssen die Riesenpandas jetzt in Berlin leben, und jeder wird von ihrem Wohlbefinden auf den Zustand der deutsch-chinesischen Beziehungen schließen. Tiere besitzen große Symbolkraft, deshalb führen Firmen sie gerne in ihren Logos, in der Hoffnung, dass ein wenig von deren Image auf ihre Produkte abfärbt. Ein weiterer bestechender Vorteil liegt darin, dass Tiere als Markenträger billiger sind als teure Fußballstars oder Rennfahrer. Sie klagen auch nicht wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte und fordern keine Lizenzgebühren.

Es gibt viele Beispiele für Trivial-Symbolik aus dem Tierreich. Ein Jaguar signalisiert Dynamik, Schnelligkeit und Eleganz. Das ideale Logo also für einen Autokonzern, auch wenn hinter dem Lenkrad vielleicht nur ein Großkotz mit Hang zur Raserei sitzt. Eine Schnecke auf einer Motorhaube geht dagegen gar nicht. Eine Schildkröte taugt höchstens als Symbol für den Kriechgang eines Traktors. Ein Vogel für eine Fluggesellschaft geht immer, könnte man meinen. Doch Vorsicht: Vogel ist nicht gleich Vogel. Der Kranich ist in Ordnung, Adler taugen eher als Wappentier. Es gibt aber auch Tiere, deren Image so schlecht ist, dass sie bestenfalls als Schimpfwort taugen. Am schlimmsten dran sind wohl die Heuschrecken.

Die Wahl des Symbols erfordert Feingefühl. Meistens werden die guten Seiten betont und die schlechten verschwiegen. Pandas bringen Glück. Vielleicht sind sie deshalb vom Aussterben bedroht? Sie sind Einzelgänger, China als Einzelgänger wünscht sich jedoch keiner. Pandas sind auch Vegetarier, ihr Hirn ist kleiner als das fleischfressender Bären, die US-Präsident Donald Trump verschenken würde. Aber der macht keine Geschenke.

Was bedeutet das für die deutsch-chinesischen Beziehungen? Was, wenn Träumchen mal Blähungen hat oder gar Verstopfung? Was, wenn sie stirbt wie einst Himmelchen, das Geschenk Chinas an den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der hatte das Tier an den Zoo in West-Berlin weitergereicht, weil im Garten in Hamburg kein Platz war. Himmelchen hat die Wiedervereinigung nicht erlebt, sie starb 1984 an einer Infektion. Über die Panda-Bärin redet heute niemand mehr. Das würde das schöne Bild nur stören.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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