Zusammenschluss:Talanx begrüßt Fusion der Rivalen

Lesezeit: 1 min

2017 sorgte der Sturm Harvey für Überschwemmungen in Texas. (Foto: Adrees Latif/Reuters)

Der Industrieversicherer erhofft sich weniger Konkurrenz.

Von Jonas Tauber, Hannover

Der Versicherungskonzern Talanx sieht in der milliardenschweren Übernahme des Industrieversicherers XL durch die Pariser Axa keine Bedrohung für das eigene Geschäft. "Wir schätzen es ehrlich gesagt positiv ein", sagte Vorstandschef Herbert Haas bei der Bilanzpressekonferenz. Er glaubt, dass Axa angesichts des stolzen Kaufpreises von den Kunden aus der Industrie höhere Preise für Versicherungsschutz verlangen wird. Die Axa zahlt zwölf Milliarden Euro für XL. Die Industrieversicherer leiden seit Jahren unter niedrigen Preisen, die eine Folge des intensiven Wettbewerbs sind. Die Fusion könnte ihn dämpfen, hofft der Hannoveraner Konzern, der weltweit ein großer Industrieversicherer ist und dem die Mehrheit an der Hannover Rück gehört.

Für besonders dringend hält Talanx Preiserhöhungen in der Feuerversicherung. Nötig seien um durchschnittlich 15 Prozent höhere Preise, sagte Industrieversicherungschef Christian Hinsch. Sperren sich Kunden gegen Preisanpassungen, werde man sich eben zurückziehen. Eigene Firmenübernahmen schloss Haas nicht aus. Zukäufe seien etwa im US-amerikanischen Industriegeschäft denkbar. Man stehe nicht unter Zeitdruck, auch seien die Preise aktuell vergleichsweise hoch - siehe XL.

Wie die meisten großen Versicherer musste Talanx 2017 Schäden durch drei schwere Hurrikane und andere Naturkatastrophen verkraften. Die Großschadenbelastung belief sich auf 1,6 Milliarden Euro, nach 883 Millionen Euro im Vorjahr. Mit dem Konzerngewinn von 672 Millionen Euro ist Haas unter diesen Umständen zufrieden, auch wenn er deutlich unter dem angepeilten Ziel von 800 Millionen Euro liegt. Die Dividende erhöht Talanx trotzdem um fünf Cent auf 1,40 Euro. Der Konzern, der mehrheitlich einem Verein der deutschen Großindustrie gehört, will für seine Aktionäre attraktiv bleiben.

Haas wird den Chefposten in der Jahresmitte an Torsten Leue abgeben. Er ist aktuell Vorstand für das internationale Privat- und Firmenkundengeschäft. Der jetzige Chef wechselt aus dem Vorstand direkt an die Spitze des Aufsichtsrats. Das ist umstritten, üblich ist eine Wartezeit von zwei Jahren. Haas sagte dazu, dass sein Wechsel auf Wunsch des Aufsichtsrats erfolge.

Selbstkritik äußerte er bei einem Rückblick auf die eigene Amtszeit: Er hätte sich aus heutiger Sicht ein "schnelleres Umsteuern" bei Talanx Deutschland gewünscht. Das Geschäftsfeld litt lange unter einer völlig veralteten IT und sehr hohen Kosten. Jetzt gebe es die ersten Erfolge bei der Kostensenkung.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: