Zuckerrohrschnaps:Später Ruhm

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Der Zuckerrohrschnaps erobert die Luxusklasse. Lange wurde er als Zutat für Cocktails verwendet und als Beimischung für Cola oder Tee. Nun wird Rum zunehmend zur Spirituose für Genießer, ähnlich wie Whisky und Cognac.

Von Steffen Uhlmann

"Nein, wir verkaufen nicht, warum sollten wir?" Roberto Garcia Botrán schüttelt den Kopf. "Zacapa wächst mit seinen Premiummarken, im vergangenen Jahr sind wir bei etwa 70 Millionen Dollar Umsatz angelangt", sagt der Chef von Industrias Licoreras de Guatemala (ILF). Er muss es wissen. Die Zacapa-Rumbrennerei gehört einem Firmenkonglomerat, das zur Hälfte sieben Stämmen der guatemaltekischen Großfamilie Botrán gehört. Die anderen 50 Prozent hat vor einigen Jahren der weltweit größte Spirituosenkonzern Diageo mit Sitz in London übernommen. Botrán hatte die Engländer mit ins Boot geholt, um seine Zacapa-Produkte auf dem Weltmarkt etablieren zu können. Gerade zur rechten Zeit, denn Rum wird zum Trendgetränk unter den Spirituosen. Taugte der Weiße und Braune früher höchstens als Cocktailzutat und für ein Cola- oder Teegemisch, entdecken heutzutage immer mehr Feinschmecker das variantenreiche Zuckerrohr-Destillat. Und Rumsorten der Premiumklasse wie die von Zacapa können sich inzwischen mit feinen Whisky- oder Cognac-Marken messen. Umso interessanter ist die Brennerei in der Karibik für die Londoner.

Veronika Rost, Chefin von Diageo Deutschland/Österreich, ist zufrieden. "Generell geht der Spirituosenkonsum hierzulande zurück", sagt sie. "Wertmäßig aber steigt der Absatz bei uns, weil die Leute bewusster auswählen, wann und wo und was sie trinken." Der Trend, das zeigen Marktanalysen, geht dabei eindeutig zu Premiumprodukten. "Wir profitieren davon ganz stark", betont Rost. "Unsere Premiummarken wachsen jährlich um mindestens zehn Prozent." Bei Rum seien die Zuwächse sogar deutlich höher. "Die großen Zacapa-Marken XO, Solera 23 oder Reserva Limitada sind im vorigen Jahr um knapp 90 Prozent gewachsen."

Der Diageo-Konzern, im Dezember 1997 durch den Zusammenschluss des britischen Getränkekonzerns Grand Metropolitan mit dem irischen Wettbewerber Guinness entstanden, hat 17 der 100 weltweit meistverkauften Premium-Branntwein-Marken und sieben der 20 erfolgreichsten Premium-Spirituosen in seinem Regal. Trotz Rückschlägen auf dem chinesischen und amerikanischen Markt hält das Branchenschwergewicht mit einem Halbjahresumsatz von zuletzt umgerechnet 8,2 Milliarden Euro an seinem Ziel fest, das Luxusmarkengeschäft in nächster Zeit global zu verdoppeln. Für Deutschland-Chefin Rost, seit Anfang 2014 im Amt, ist es keine Frage, dass das auch auf dem deutsch-österreichischen Markt gelingen wird. "Wir haben umgebaut und uns neu aufgestellt", sagt sie.

Noch ist Rum nach Whisky, Wodka und Gin die Nummer vier im Diageo-Luxussegment. "Das dürfte sich bald ändern", ist Rost überzeugt. "Die Deutschen werden internationaler in ihren Trinkgewohnheiten. Und Rum-Kenner schwören auf Alter, Geschmack, Herkunft und auch auf gute Geschichten." All das habe Zacapa zu bieten. Zu Spekulationen über eine Komplettübernahme gibt sich Zacapa-Chef Botrán gelassen. "Da ist nichts dran", sagt er. "Aber die Branche darf natürlich weiter spekulieren.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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