Zeitungsbranche:Verhandlungsabbruch und Streikandrohung

Lesezeit: 1 min

Die Tarifverhandlungen sind ohne Vereinbarung eines neuen Termins abgebrochen worden. "Ich rechne damit, dass es nun zur Urabstimmung über Streik kommen wird", sagte Verdi-Vorstand Frank Werneke.

Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Hendrik Zörner. Der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) hatte erstmals ein Angebot vorgelegt. Dieses sei jedoch "eine Provokation" gewesen, so Werneke.

"Wir sind empört über die verantwortungslose Haltung der Gewerkschaften", sagte dagegen BDZV-Sprecher Hans Joachim Fuhrmann. Die Gespräche seien aber "noch nicht gescheitert".

Forderungen

Die Arbeitgeber verlangten erneut einen Verzicht der Tageszeitungsredakteure auf bis zu fünf Tage Urlaub und eine Verlängerung der tariflichen Arbeitszeit. Derzeit beträgt diese 36,5 Stunden, wird aber im Redaktionsalltag regelmäßig ohne Überstundenzuschläge überschritten.

Das Urlaubsgeld soll den Angaben zufolge um ein Viertel gesenkt werden, auf ein Kappen der automatischen Gehaltssteigerung auch nach dem 15. Berufsjahr verzichteten dagegen die Verleger am Dienstag. "Für einen 43-jährigen Durchschnittsredakteur bedeuten die Forderungen der Verleger umgerechnet eine Einbuße von bis zu 10000 Euro im Jahr", sagte ein Verdi-Sprecher.

Angebote

Das entspreche bis zu einem Sechstel des Gehalts. Die Gewerkschaften boten erstmals nicht nur Öffnungsklauseln für sanierungsbedürftige Zeitungshäuser sondern eine allgemeine, jedoch zeitlich befristete Absenkung von Tarifstandards an, so Zörner.

Die Arbeitgeber hätten jedoch gefordert, dass in den Betrieben ohne Vetorecht der Verbände über die Absenkung von Weihnachts- und Urlaubsgeld auf Null entschieden werden solle. Der BDZV wies diese Darstellung als falsch zurück. Eine Entgeltforderung hatten die Gewerkschaften nicht gestellt, Ziel war ein Inflationsausgleich. Die Arbeitgeber allerdings verlangten eine zweijährige Nullrunde.

Unverzichtbare Einschnitte

Die Verleger halten die Einschnitte wegen der tiefen Krise der Zeitungsbranche für unverzichtbar. Die Einnahmen der Zeitungen sind nach dem Boom der Branche laut BDZV 2001 um 7,3 Prozent gesunken und 2002 nochmals um 5,8 Prozent.

Die Verluste im Anzeigengeschäft lagen noch höher. Ursache ist die Wirtschaftsflaute, die zu Einbrüchen besonders bei den Stelleninseraten führte. Im Jahr 2003 betrug der Rückgang des verkauften Anzeigenplatzes in den ersten drei Quartalen weitere 7,4 Prozent.

Am Dienstag war es erneut in acht Bundesländern zu kurzen Warnstreiks gekommen. An diesen beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben rund tausend Beschäftigte. Bei den 320 im BDZV organisierten Tageszeitungen arbeiten 14000 festangestellte Redakteure.

© SZ v. 14.1.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: