Yukos-Versteigerung:Baikal offenbar Strohmann

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Bei den geheimnisvollen Käufern der Yukos-Tochter Yuganskneftegaz handelt es sich offenbar um ein Unternehmen mit besten Kontakten zum Kreml. Nach russischen Medienberichten steckt mit Surgutneftegaz der viertgrößte Ölkonzern Russlands hinter Baikal.

Von Daniel Brössler

In einer Zwangsversteigerung von knapp 77 Prozent der Anteile an Yuganskneftegaz hatte am Sonntag die bis dahin völlig unbekannte Baikal Finance Group den Zuschlag für 9,4 Milliarden Dollar erhalten. Die Hintermänner dieser Briefkastenfirma gaben sich nicht zu erkennen.

Ein Mitarbeiter von Surgutneftegaz auf einem Ölfeld in der Nähe der sibirischen Stadt Surgut. (Foto: Foto: dpa)

Während seines Besuches in Deutschland verbat sich Präsident Wladimir Putin Kritik am Verlauf der Auktion. Es handele sich um "ein internes Problem Russlands", sagte er.

Seines Wissens nach seien die Anteilseigner der Baikal Finance Group "Personen, die seit vielen Jahren Geschäfte im Energiebereich betreiben". Sie beabsichtigten, mit anderen an Yuganskneftegaz interessierten russischen Energiefirmen zusammenzuarbeiten.

Gazprom könnte doch noch eine Rolle spielen

Auch Staatsunternehmen hätten "natürlich" das Recht, sich um Yuganskneftegaz zu bemühen, sagte Putin. Seine Worte gelten als Hinweis, dass der ursprünglich favorisierte halbstaatliche Gazprom-Konzern doch noch ins Geschäft kommt.

Putin deutete aber auch eine chinesische Beteiligung an. Es müsse alles im Einklang mit den "in Russland derzeit geltenden Gesetzen" geschehen, betonte er.

Yukos droht

Der Yukos-Konzern drohte den Käufern unterdessen mit Schadensersatzforderungen von 20 Milliarden Dollar. Bei den in Moskau versteigerten Anteilen handele sich um Yukos-Eigentum, das durch den Beschluss eines Bezirksgerichts in Houston geschützt sei, teilte das Unternehmen mit.

Es hatte bei dem texanischen Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, der einen zehntägigen Aufschub der Auktion vorgesehen hatte. An diesen Beschluss fühlten sich die russischen Behörden nicht gebunden.

Surgutneftegaz bestätigte seine angebliche Verbindung zur Baikal Finance Group nicht. Es seien Surgutneftegaz-Manager gewesen, die die Baikal-Gruppe vertreten hätten, berichtete die Zeitung Gaseta.

"Gehorsam wie Gazprom"

Ob Yuganskneftegaz in die Hände von Gazprom oder Surgutneftegaz falle, sei unerheblich, sagte der Leiter der Moskauer Wirtschaftshochschule, Jewgenij Jasin, dem Sender Echo Moskwy.

"Obwohl Surgutneftegaz ein privates Unternehmen ist, ist es genauso gehorsam wie Gazprom. Selbst wenn es der Käufer ist, wird es Yuganskneftegaz auf die ein oder andere Weise unter die Kontrolle des Staates stellen", sagte er.

Aufstieg zum größten Ölproduzenten Russlands möglich

Surgutneftegaz hat bislang einen Anteil von 13 Prozent an der russischen Öl-Produktion. Mit Yuganskneftegaz könnte das Unternehmen zum größten russischen Ölproduzenten aufsteigen.

© SZ vom 22.12.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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