Yukos-Konzern:US-Gericht will Zwangsversteigerung stoppen

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In einem verzweifelten Versuch, seine Zerschlagung zu verhindern, hatte der Ölkonzern in den USA Insolvenz angemeldet und Gläubigerschutz beantragt. Doch trotz der einstweiligen Verfügung aus den Vereinigten Staaten sollen Teile des Ölkonzerns am Sonntag verkauft werden.

Ein Bezirkskonkursgericht im texanischen Houston hat einen vorläufigen Stopp der Zwangsversteigerung von Teilen des russischen Ölkonzerns Yukos verfügt. Der Verkauf der wichtigsten Produktionstochter von Yukos, Yuganskneftegas, dürfe nicht am Sonntag, sondern erst frühestens zehn Tage später erfolgen, entschied Richterin Letitia Clark. Allerdings blieb unklar, ob die geplante Versteigerung damit verhindert werden kann.

Denn trotz der US-Gerichtsentscheidung soll die Zwangsversteigerung von Teilen des Ölkonzerns wie geplant stattfinden. "Wir handeln gemäß russischen Rechts", zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass einen Sprecher des staatlichen Eigentumsfonds.

Die US-Richterin Clark nahm die russische Regierung ausdrücklich von einer Liste von Körperschaften aus, denen die Teilnahme an der Versteigerung untersagt ist. Dies begründete sie mit der Souveränität ausländischer Regierungen.

Wichtigste Bieter unbeeindruckt

Der wichtigste Bieter, der staatlich kontrollierte russische Konzern Gasprom, zeigte sich von der Entscheidung allerdings unbeeindruckt. Man habe weiterhin vor, an der Auktion teilzunehmen, sagte ein Sprecher der Tochterfirma Gaspromneft der Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Die amerikanische Anwaltskanzlei des Yukos-Konzerns hatte zuvor die Hoffnung geäußert, die Entscheidung des Konkursgerichts in Texas werde die Kredite blockieren, die Gasprom zur Finanzierung seines Gebots benötige. Gasprom hatte dazu ein internationales Bankenkonsortium eingeschaltet, zu dem auch die Deutsche Bank gehört. Dieses Konsortium ist nach Angaben der Anwaltskanzlei Fulbright and Jaworski an die Entscheidung des US-Gerichts gebunden.

Yukos hat nun zehn Arbeitstage Zeit, eine dauerhafte Verfügung gegen die Zwangsversteigerung zu erwirken. In einem verzweifelten Versuch, seine Zerschlagung zu verhindern, hatte der Konzern am Mittwoch in den USA Insolvenz angemeldet und Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Konkursrechts beantragt.

So will sich Yukos in der Affäre um milliardenschwere Steuernachforderungen Moskaus vor dem endgültigen Aus retten.

Die russische Regierung will am 19. Dezember einen Großteil (76,8 Prozent) der wichtigsten Ölfördertochter von Yukos zwangsversteigern. Mit dem Verkauf sollen ausstehende Steuerforderungen von über 26 Milliarden Dollar (über 19,5 Milliarden Euro) beglichen werden. Mit Yuganskneftegas würde Yukos etwa 60 Prozent seiner derzeitigen Ölförderung verlieren und praktisch zerschlagen.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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