Yukos-Affäre:Kreml kritisiert Staatsanwalt

Der Kreml hat sich erstmals vom Vorgehen der russischen Staatsanwaltschaft gegen den Ölkonzern Yukos distanziert. Präsident Putins neuer Stabschef Dimitri Medwedew nannte es einen Fehler, dass die Justiz die Mehrheit der Yukos-Aktien beschlagnahmt hat.

Die Beschlagnahmung der Yukos-Aktien in der Vorwoche sei eine "nicht zu Ende gedachte Handlung" gewesen, sagte der neue Stabschef Dmitri Medwedjew (38) in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview des Staatsfernsehens.

Die Ernennung Medwedjews durch Präsident Wladimir Putin hatte zunächst zu Verunsicherung in Wirtschaftskreisen geführt.

"Diese Aktien gehören Offshore-Unternehmen, die Anspruch auf Schadensersatz erheben. Die juristische Effektivität solcher Sicherungsmaßnahmen ist nicht offensichtlich", sagte der promovierte Jurist.

Die Vorwürfe der Justiz gegen Yukos und dessen seit Ende Oktober inhaftierten Konzernchef Michail Chodorkowski stellte Medwedjew nicht in Frage.

"Peinlichst genaue Untersuchung"

"Wir gehen davon aus, dass diese Dinge peinlichst genau untersucht werden und dass die Entscheidung über eine Schuld der betroffenen Personen nur von einem Gericht in Übereinstimmung mit den russischen Gesetzten getroffen wird", betonte Medwedjew.

Der Vertraute Putins hatte in der Vorwoche den als wirtschaftsnah geltenden Alexander Woloschin im Amt des äußerst einflussreichen Kreml-Stabschefs abgelöst.

Die Yukos-Führung steht im Verdacht, bei Privatisierungsgeschäften in den 90er Jahren den Staat um eine Milliarde Dollar betrogen zu haben. Kritiker unterstellen dem Kreml, das Vorgehen der Justiz gegen den politisch ambitionierten Chodorkowski angeordnet zu haben.

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