WorldCom-Vergleich:J.P. Morgan Chase zahlt zwei Milliarden Dollar

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Die Großbank hat sich im letzten Moment verglichen. Wertpapierbesitzer werfen ihr vor, die Bilanzbetrügereien bei WorldCom nicht aufgedeckt zu haben.

Die New Yorker Großbank J.P. Morgan Chase & Co. zahlt in einem Vergleich zur Beilegung einer Sammelklage geschädigter Käufer von Wertpapieren des Telekommunikations-Konzerns WorldCom zwei Milliarden Dollar. Dies hat die Bank am Mittwoch bekannt gegeben.

Damit hat sich J.P. Morgan als letzte der großen am Verkauf von WorldCom-Anleihen beteiligten amerikanischen und ausländischen Banken praktisch im letzten Moment verglichen.

Die geschädigten Wertpapierbesitzer warfen zahlreichen Banken und Finanzinstituten vor, sie hätten nicht die notwendige Sorgfalt verwendet, um vor dem Verkauf von WorldCom-Anleihen in Höhe von 15,4 Milliarden Dollar in den Jahren 2000 und 2001 die Bilanzbetrügereien bei WorldCom aufzudecken.

Prozessunsicherheit vermeiden

WorldCom musste nach dem größten Bilanzbetrug der US-Wirtschaftsgeschichte in Höhe von elf Milliarden Dollar ein Insolvenzverfahren einleiten und ging daraus saniert als MCI hervor.

J.P. Morgan Chase erwartet eine Gewinnbelastung von 900 Millionen Dollar vor Steuern, die im ersten Quartal 2005 verbucht werden soll.

Bankenchef William B. Harrison erklärte, angesichts der jüngsten Entwicklungen habe man sich für den Vergleich entschieden, statt die Prozessunsicherheit zu riskieren.

Diese Zahlung bringe die gesamte Vergleichssumme auf sechs Milliarden Dollar, erklärte Alan G. Hevesi, der Kontrolleur des Bundesstaates New York und federführender Hauptkläger.

WorldCom-Chef drohen 85 Jahre Gefängnis

Alle Vergleiche müssen noch von dem zuständigen Richter in New York genehmigt werden. Man sei auch zu Gesprächen über mögliche Vergleiche mit den restlichen Beklagten bereit, doch konzentriere man sich auf den Beginn des Prozesses in der kommenden Woche, erklärte Hevesi.

Die Deutsche Bank hatte sich kürzlich zur Zahlung von 325 Millionen Dollar bereit erklärt, während die WestLB 75 Millionen Dollar hinblättern wird. Die US-Großbank Citigroup zahlt im Rahmen ihres Vergleichs 2,65 Milliarden Dollar.

Auch die Bank of America, Lehman Brothers, Goldman Sachs, Credit Suisse First Boston, UBS Warburg und mehrere andere Banken hatten sich kürzlich zu Vergleichen bereit erklärt.

Der frühere WorldCom-Chef Bernie Ebbers war am Dienstag in einem New Yorker Gericht wegen der Bilanzbetrügereien in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Ihm drohen bis zu 85 Jahre Gefängnis.

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