Wolfsburger Spardrang:Wulff rechtfertigt VW-Pläne zum Stellenabbau

Lesezeit: 1 min

Der CDU-Ministerpräsident plädiert für "nötige Strukturanpassungen" bei VW. Bundesumweltminister Trittin sieht in einer verfehlten Modellpolitik die Ursache für die geplanten Job-Kürzungen.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat der VW-Führung vorgeworfen, mit einer verfehlten Modellpolitik die geplanten Personaleinschnitte selbst verursacht zu haben. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch seien "die zwei Verantwortlichen dafür, dass nun 10.000 VW-Arbeiter ihren Job verlieren sollen", sagte Trittin der Süddeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gab dem Konzern dagegen Rückendeckung für die Kürzungspläne.

"Die deutsche Autoindustrie kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie nicht mit Spritfresser-Modellen am Markt vorbeiproduziert", betonte der Minister. Das Gegenteil geschehe derzeit beim Volkswagen-Konzern, der sich mit der Entwicklung des neuen Super-Rennwagens Bugatti brüste, der hundert Liter frisst. Das sei "eine absolute Fehlentwicklung, die den Kern der Krise bei VW symbolisiert", warnte Trittin.

"VW kann oder will nicht liefern"

Ähnlich sei die Entwicklung beim Diesel-Rußfilter, sagte der Umweltminister weiter. DaimlerChrysler und Opel böten den Filter inzwischen für alle Modelle an. "VW dagegen kann in der Mittelklasse zum Teil nicht liefern oder will es nicht." Trittin forderte die deutschen Autohersteller erneut auf, bis 2012 den Durchschnitts-Spritverbrauch ihrer Modelle auf fünf Liter je 100 Kilometer zu drücken.

Der niedersächsische Ministerpräsident Wulff rechtfertigte die VW-Pläne zum Stellenabbau: "Es wäre grundfalsch, von VW etwas zu verlangen, was betriebswirtschaftlich unvernünftig wäre. Mittel- und langfristig wären sehr viel mehr Arbeitsplätze bedroht, wenn man die nötigen Strukturanpassungen vermeidet", sagte Wulff der Financial Times Deutschland (Dienstagausgabe).

Restrukturierungsplan schnell vorlegen

Der CDU-Politiker mahnte aber beim VW-Management bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung einen Restrukturierungsplan an: "Wir müssen endlich wissen, um welche Zahlen es eigentlich geht", sagte er. Wulff vertritt im VW-Aufsichtsrat die 18-prozentige Beteiligung des Landes Niedersachsen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will nach Informationen des Tagesspiegel (Dienstagausgabe) bei der heutigen Eröffnung der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main an die Autoindustrie appellieren, in den aktuellen Auseinandersetzungen über Stellenabbau den sozialen Frieden zu bewahren.

"Ich gehe fest davon aus, dass aktuelle Herausforderungen bei dem einen oder anderen Hersteller ebenfalls möglichst rasch im Konsens gelöst werden", heißt es in Schröders Redemanuskript, das der Zeitung vorlag, offenbar mit Blick auf die Stellenabbaupläne bei Volkswagen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: