Wohnungskonzern:Vonovia kritisiert Spekulanten

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Mietshäuser in Berlin: Die Fusion der beiden größten Vermieter Deutschlands scheiterte knapp, doch Vonovia will es abermals versuchen. (Foto: Sean GallupGetty Images)

Kurzfristiges Denken passe nicht zur Immobilienwirtschaft, sagt Vorstandschef Rolf Buch.

Deutschlands größter Vermieter Vonovia will mit der Nummer zwei auf dem Immobilienmarkt fusionieren, nun erhöht Vorstandschef Rolf Buch den Druck auf Aktionäre des Konkurrenten Deutsche Wohnen: "Das ist das letzte Angebot", sagt Buch. "Es klappt jetzt oder es klappt dann halt eben nicht."

Der bundesweit vertretene Wohnungskonzern Vonovia versucht seit Juni, den Rivalen aus Berlin zu übernehmen. Doch eine Offerte über 52 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie scheiterte vor zwei Wochen knapp. Vor allem "Hedgefonds und kurzfristige Spekulanten" hofften, so Buch, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt mehr Geld verdienen können. Doch derlei Gebaren vertrage sich nicht mit der Wohnungswirtschaft in Deutschland, kritisiert der Vonovia-Chef: "Wohnungsunternehmen eignen sich nicht für kurzfristige Spekulationen."

Eigentlich müssen Firmen nach gescheiterten Fusionen ein Jahr lang warten, bis sie einen neuen Versuch unternehmen dürfen. Doch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erlaubt in dem Fall eine Ausnahme, da auch der Vorstand von Deutsche Wohnen den Plan befürwortet.

Vonovia wolle noch im August eine neue Offerte vorlegen, sagt Buch, diesmal über 53 Euro je Anteilsschein. "Wir haben aus den Fehlern gelernt." So wollen beide Konzerne intensiver dafür werben, das Angebot fristgerecht anzunehmen. Vonovia besitzt mittlerweile knapp 30 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien, mithin fehlen noch gut 20 Prozent, um die Kontrolle zu erlangen.

Derweil haben die gut 400 000 Wohnungen von Vonovia in Deutschland, Österreich und Schweden in der ersten Hälfte dieses Jahres weiter an Wert gewonnen. Der Konzern beziffert den Zuwachs auf etwa 4,2 Milliarden Euro. Hintergrund ist die hohe Nachfrage nach Immobilien in Ballungsräumen - infolge des Zuzugs vergangener Jahre, aber auch dank der niedrigen Zinsen. Freilich steigert Vonovia den Wert des Portfolios zudem selbst, indem der Konzern Wohnungen modernisiert, Häuser aufstockt oder neue Gebäude baut. Für den Rest des Jahres erwarte man einen weiteren Wertanstieg, sagt Buch.

Im Schnitt zahlten Haushalte Vonovia zuletzt eine Monatsmiete von 7,29 Euro pro Quadratmeter. Das sind satte 3,7 Prozent mehr als vor einem Jahr - Corona-Krise hin, Mietpreisbremse her. Auch dieser Anstieg ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Konzern sanierte oder neu gebaute Wohnungen teurer vermieten kann als Bestandsobjekte.

Unabhängig vom Ausgang der Übernahmepläne hat Vonovia die Gewinnprognose für das gesamte Jahr 2021 nun um 50 Millionen Euro nach oben korrigiert. An der Börse hat der Dax-Konzern am Freitag zeitweise ein Prozent an Wert gewonnen, das Plus am Nachmittag aber wieder verloren.

© SZ vom 07.08.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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