Wirtschaftsmagazine:Die Reihen lichten sich

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Nach der "Telebörse" trennt sich der Holtzbrinck-Verlag von einem weiteren Wirtschaftstitel: Das Magazin "Euro" geht in Springers "Finanzen" auf und wird ab Februar 2005 unter dem neuen Titel "Euro mit Finanzen" herausgegeben.

In Frankfurt riefen sie kürzlich die "Cleverle-Wochen" aus. "Bis zum 31.12. handeln", appellierte das Wirtschaftsblatt Euro und empfahl den Lesern etliche Maßnahmen.

Die deutsche Wirtschaftspresse konsolidiert sich zunehmend. (Foto: Grafik: sueddeutsche.de)

Roland Tichy, der Chefredakteur, berichtete noch aus der Praxis, nämlich "über den Geschlechterkampf bei Big Boss und im wahren Arbeitsleben". Tichy wirkt als Experte in der RTL-Jobshow, die Moderator Reiner Calmund in der Quoten-Grube versenkt.

Ratschlag zu Herzen genommen

Den Ratschlag mit den "Cleverle-Wochen" hat sich Tichys Verleger Stefan von Holtzbrinck besonders zu Herzen genommen. Seine Düsseldorfer Handelsblatt-Gruppe verkauft das Wirtschaftsmagazin Euro nun an die Axel Springer AG.

Der Bild-Konzern schmückt damit sein viel auflagenschwächeres Münchner Objekt Finanzen, das mit der Februar-Ausgabe den neuen attraktiven Titel nutzen wird.

Kleine Familie

So ist flugs eine kleine Familie entstanden, da Finanzen-Verlagschef Frank-Bernhard Werner bereits vor Jahren Euro am Sonntag lanciert hat; damit dieses Blatt floriert, hatte er vor dem Start von Euro wegen möglicher Verwechslungsgefahren interveniert.

Von den 26 Euro-Mitarbeitern in Frankfurt werden wohl nur wenige ein neues Angebot erhalten; die Finanzen-Crew soll um ein Drittel auf 20 Redakteure wachsen.

Keine Angaben zum Kaufpreis

Zum Kaufpreis werden keine Angaben gemacht. Jedoch fällt auf, dass die beiden Geschäftspartner erst vor kurzem gemeinsam insgesamt 60 Prozent des Berliner Postdienstleisters Pin akquiriert haben.

Eingeweihte berichten, Springer habe den Kaufpreis voll bezahlt, und Holtzbrincks Anteil werde nun teils durch den Euro-Transfer gedeckt. Das wird offiziell aber dementiert.

Die Handelsblatt-Manager freuen sich, dass die Tochterfirma GWP künftig für Euro/Finanzen die Anzeigenaufträge einholen darf.

Noch vor zehn Monaten erwartungsvoll

Dabei hatten sie noch vor zehn Monaten erwartungsvoll ihr neues Euro-Magazin gestartet - nachdem es sich zuvor anderthalb Jahre als DMEuro versucht hatte.

Der Titel erinnerte an das 1961 gestartete Verbrauchermagazin DM, das Holtzbrinck 1977 übernahm. Damit ist es genauso vorbei wie schon vorher mit Holtzbrincks Anlegerblatt Telebörse. Die Reihen lichten sich.

"Attraktives Angebot"

Es habe sich um ein "attraktives Angebot" für das sich in "guter Form" befindende Magazin Euro gehandelt, kommentiert ein Handelsblatt-Sprecher - und spricht von "Marktbereinigung".

Tatsächlich wurde jedes dritte Exemplar über sonstige Verkäufe und in Flugzeugen zum verbilligten Preis unter die Leute gebracht; auch andere Wirtschaftstitel zeigen solche Leistungsschwächen.

Neue Aufgaben für Chefredakteur Tichy

Chefredakteur Tichy soll neue Aufgaben in der Handelsblatt-Gruppe übernehmen. Beim Neo-Euro wird der bisherige Finanzen-Vormann Holger Wiedemann Big Boss. Ganz schön clever.

© SZ vom 15.12.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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