Wirtschaft kompakt:VW: Besser als der Markt

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Volkswagen meldet einen Absatzeinbruch, doch der Konkurrenz geht es noch schlechter. Außerdem: GM verschenkt Saab und Sony Ericsson baut Jobs ab.

Der erfolgreichste Autokonzern der Welt kommt aus Japan? Nicht unbedingt, denn inzwischen könnte der VW-Konzern seinen japanischen Rivalen Toyota im ersten Quartal bei den weltweiten Verkaufszahlen überholt haben. Das legen erste Daten der Firmen nahe. Danach hat VW zu Jahresbeginn von der robusten Nachfrage in seinen Kernmärkten profitiert, während Toyota starke Rückgänge hinnehmen musste. In den folgenden Quartalen könnte sich die Reihenfolge wieder umkehren.

Volkswagen hat im ersten Quartal zwar elf Prozent weniger Autos verkauft - doch die Konkurrenz musste noch mehr Federn lassen. (Foto: N/A)

Der Absatz des Konzerns ist im ersten Quartal um 11,4 Prozent auf 1,39 Millionen Autos gesunken - der Gesamtmarkt schrumpfte zugleich aber um mehr als 20 Prozent. Der Konzern habe seinen Weltmarktanteil daher trotz der schweren Autokrise von 9,7 auf elf Prozent ausbauen können, berichtete der Autobauer. Konzernvertriebschef Detlef Wittig sagte: "Wir haben genau die Fahrzeuge im Portfolio, die vom Kunden nachgefragt werden." Die Marke Volkswagen Pkw verkaufte im ersten Quartal 876.000 Einheiten, ein Minus von 4,8 Prozent.

Der deutsche Konzern mit seinen neun Pkw- und Nutzfahrzeugmarken hat sich vorgenommen, bis 2018 zum weltgrößten Hersteller zu werden - ein Ziel, das in der Branche mit Skepsis aufgenommen wurde.

VW profitierte in den ersten drei Monaten 2009 von der Abwrackprämie und anderen staatlichen Hilfsmaßnahmen in den drei Märkten China, Deutschland und Brasilien, in denen der Konzern im vergangenen Jahr 44 Prozent seines Absatzes gemacht hat. Toyota dagegen bekam in seinen wichtigsten Märkten die Rezession zu spüren: In den USA brach der gesamte Autoabsatz im ersten Quartal um 38 Prozent ein, in Japan um 24 Prozent.

Zementkartell: Millionenklage zulässig

Im millionenschweren Streit um mögliche Preisabsprachen eines Zementkartells hat der Bundesgerichtshof (BGH) den Weg frei gemacht für einen Prozess. Die Klage eines belgischen Unternehmens auf mindestens 114 Millionen Euro Schadenersatz sei zulässig, teilte der BGH am Freitag in Karlsruhe mit ( AZ KZR 42/08 vom 7. April 2009). Zahlreiche Zementabnehmer hatten ihre Forderungen an die belgische Cartel Damage Claims (CDC) abgetreten und damit das Verbot der Sammelklage umgangen. Laut Klage haben die Zementhersteller bis zum Jahre 2002 die Preise für die Lieferung von Zement abgesprochen.

General Electric trotzt der Krise

Der US-Mischkonzern General Electric hat der Wirtschaft trotz eines Gewinneinbruchs zu Jahresbeginn Mut gemacht. Der Gewinn des Siemens-Rivalen fiel im ersten Quartal zwar um 36 Prozent auf 2,74 Milliarden Dollar.

Dank seiner starken Turbinensparte übertraf der Konzern aber die Markterwartungen. Diese hatten ein Plus von 21 Cent je Aktie prognostiziert, unterm Strich blieben GE aber 26 Cent. Der Umsatz sank hingegen um neun Prozent auf 38,4 Milliarden Dollar. Die Auftragsbücher seien mit 171 Milliarden Dollar aber noch gleichbleibend stabil gefüllt. Der Konzern schlage sich gut inmitten der anhaltend schwachen Wirtschaft, sagte GE-Chef Jeff Immelt.

An der Börse in New York wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Die GE-Aktien legten vorbörslich 3,5 Prozent zu. Das breit aufgestellte Schwergewicht gilt als Barometer für die Entwicklung der gesamten US-Wirtschaft.

Der Gewinn beim Finanzarm GE Capital - dem zuletzt schwächsten Glied des Konzerns - ging um mehr als die Hälfte auf 1,12 Milliarden Dollar zurück. GE bekräftigte aber seine Erwartungen, dass die Sparte im Gesamtjahr einen Gewinn einfahren werde. Zudem kündigte der Konzern einen massiven Sparkurs an. Allein in diesem Jahr sollen die Kosten um fünf Milliarden Dollar gesenkt werden.

Jobkahlschlag bei Sony Ericsson

Der Handyhersteller Sony Ericsson streicht nach einem dramatischen Absatzeinbruch und roten Zahlen zu Jahresbeginn weitere 2000 Stellen. Damit sollten 400 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden, teilte das Gemeinschaftsunternehmen des japanischen Elektronikkonzerns Sony und des schwedischen Telekomausrüsters Ericsson am Freitag in London mit. "Wir passen unser Geschäft den neuen Marktrealitäten an, um das Unternehmen so schnell wie möglich wieder profitabel zu machen", sagte Unternehmenschef Dick Komiyama. Im ersten Quartal 2009 verzeichnete das Unternehmen millionenschwere Verluste.

Sony Ericsson hat zuvor zwei Sparprogramme über insgesamt 480 Millionen Euro aufgelegt. In diesem Zuge sind bereits 2000 Mitarbeiter gegangen. Sony Ericsson schätzt, dass die branchenweiten Handy-Verkäufe in diesem Jahr um mindestens zehn Prozent unter den 1,19 Milliarden des Vorjahres liegen werden. Bislang hatte das Unternehmen nur ein halb so großes Abrutschen erwartet.

Im ersten Quartal brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,70 auf 1,74 Milliarden Euro ein. Das führte zu einem Verlust vor Steuern von 370 Millionen Euro nach einem Gewinn von 193 Millionen Euro im Vorjahr.

Tradition zum Nulltarif

Der schwer angeschlagene US-Autobauer General Motors (GM) ist einem Medienbericht zufolge bereit, seine insolvente schwedische Tochter Saab zum Nulltarif abzugeben. Das berichtete die Financial Times unter Berufung auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Neben Saab stehen der GM-Geländewagenbauer Hummer sowie Saturn offiziell zum Verkauf. An einem Einstieg bei Saab sind früheren Angaben von Insolvenzverwalter Luy Lofalk zufolge 20 potenzielle Investoren interessiert. Lofalk will den Verkaufsprozesses bis Mitte des Jahres abschließen.

Von den Interessenten seien zehn ausgewählt worden, die einen detaillierten Einblick in die Geschäfte der GM-Tochter erhalten sollen, sagte Saab-Chef Jan-Åke Jonsson der Zeitung. Bei den ausgewählten Interessenten handele es sich um Beteiligungsgesellschaften, Finanzinvestoren und "internationale Autobauer".

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