Wirtschaft Kompakt:Hoffnungsträger Indien

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Der Weg aus der Wirtschaftskrise führt über China oder Indien. So soll etwa die Wirtschaft des Subkontinents 2009 um sieben Prozent wachsen. Außerdem: Für Ex-Bahn-Chef Mehdorn gibt es einen neuen Job.

Wachstumsraten, die Neid erregen: Indien will im laufenden Jahr seine Wirtschaftsleistung um sieben Prozent steigern. Wenn es gelinge, die umfassenden Reformen wie eine Beseitigung der Kraftstoffsubventionen und eine Verbesserung der Infrastruktur umzusetzen, sei ein noch größeres Wachstum in den kommenden Jahren möglich, teilte das Finanzministerium in Neu Delhi am Donnerstag mit.

VW-Produktion in Indien: Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise wächst die Wirtschaft des Landes auch 2009 rasant. (Foto: Foto: dpa)

In den vergangenen drei Jahren ist die drittgrößte asiatische Volkswirtschaft stets um neun Prozent oder mehr gewachsen.

Erst Ende Juni hatte die Weltbank ihre Konjunkturprognosen für die Schwellenländer Indien und China erhöht. Man blicke optimistischer als zuvor auf die Erholung 2010 in China, Russland und Indien, hieß es. Für die USA, Japan und die Eurozone hatte die Weltbank ihre Aussichten hingegen gesenkt.

Das indische Finanzministerium gab weiter bekannt, dass die Regierung Anteile an Staatsunternehmen verkaufen werde, um jährlich rund 3,7 Milliarden Euro zu generieren. Zudem sollten die Preiskontrollen bei Zucker und Düngemitteln beendet werden.

Neuer Job für Hartmut Mehdorn

Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn zieht in den Aufsichtsrat von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie Air Berlin ein.

Er übernimmt damit erstmals seit seinem Ausscheiden bei der Bahn Ende April im Zuge der Datenaffäre wieder einen Job in der Wirtschaft.

Mehdorn, der diesen Monat 67 Jahre alt wird, hatte angekündigt, für den Ruhestand sei er noch zu jung. In Medien wurde bereits spekuliert, er könne den Aufsichtsratsvorsitz bei der Hamburger Hafengesellschaft HHLA übernehmen. Der in Berlin aufgewachsene Manager ist unter anderem auch Aufsichtsrat beim Software-Produzenten SAP.

Air Berlin-Vorstandschef Joachim Hunold erklärte am Donnerstag, Mehdorns Expertise in der Luftfahrt und der Logistikbranche werde dem Unternehmen zugutekommen. Er werde den im Juni ausgeschiedenen Aufsichtsrat Claus Wülfers ersetzen.

Der Maschinenbauingenieur Mehdorn war lange in der Luftfahrtindustrie tätig, unter anderem als Manager bei dem Flugzeugbauer Airbus.

Umworbene Telekom-Tochter

Auch France Télécom denkt einem Zeitungsbericht zufolge über ein Joint Venture mit der britischen Telekom-Tochter T- Mobile UK nach. Nach Vodafone prüfe auch der französische Ex-Monopolist Vorzüge eines Gemeinschaftsunternehmens zwischen T-Mobile UK und seiner Mobilfunksparte Orange, berichtete die Financial Times am Donnerstag.

In den vergangenen Tagen war in Medienberichten mehrfach über mögliche Kaufinteressenten für die britische Telekom-Tochter spekuliert worden. Neben Vodafone und Orange gilt auch die Telefónica-Tochter O2 als möglicher Bieter.

Von Seiten der Telekom hieß es zuletzt lediglich, es gebe keine Denkverbote, was T-Mobile UK angehe. Im Mai hatte die Telekom rund 1,8 Milliarden Euro auf die britische Tochter abgeschrieben, seitdem wird über einen Verkauf spekuliert. Gleichzeitig tauschten die Bonner aber auch das Management in Großbritannien aus, um das Geschäft wieder zum Laufen zu bringen.

US-Arbeitslosenquote erreicht 26-Jahres-Hoch

Die Erwerbslosigkeit in den USA hat im Juni eine Quote von 9,5 Prozent erreicht und ist damit auf den höchsten Stand seit mehr als einem Vierteljahrhundert geklettert.

Die größte Volkswirtschaft der Welt büßte nach Mitteilung des US-Arbeitsministeriums vom Donnerstag überdies im vergangenen Monat 467.000 Jobs ein und damit deutlich mehr als von Experten erwartet. Volkswirte hatten mit einem Verlust zwischen 350.000 und 365.000 Jobs gerechnet.

Die Arbeitslosenquote von 9,5 Prozent ist die höchste seit August 1983. Einbußen gab es in zahlreichen Wirtschaftsbereichen, teilte das Ministerium mit. Besonders betroffen seien aber das verarbeitende Gewerbe, Dienstleistungen und der Bausektor. Im Mai hatten die USA revidiert 322 000 Jobs eingebüßt.

(sueddeutsche.de/dpa/pak)

Welthandel bricht dramatisch ein

Die Welthandelsorganisation WTO hat ihre Prognose für den Welthandel 2009 gesenkt. Insgesamt werde das Volumen in diesem Jahr um 10 Prozent zurückgehen, hieß es am Donnerstag in Genf in einem Bericht von WTO-Generaldirektor Pascal Lamy.

Noch im März war die Organisation von einem Rückgang um 9 Prozent ausgegangen. Am stärksten wird der Abschwung nach Ansicht der WTO die Wirtschaften der großen Industrienationen treffen. Deren Exporte könnten um bis zu 14 Prozent sinken.

Aber auch für die Entwicklungsländer werden sich die Voraussetzungen vermutlich verschlechtern - sie müssen mit einem Rückgang von 7 Prozent rechnen.

Zugleich sei ein weiterer Anstieg des Protektionismus zu beobachten, hieß es in dem WTO-Bericht. In den vergangenen drei Monaten seien 83 Maßnahmen registriert worden, mit denen Staaten versucht hätten, ihre Märkte vor Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen.

RHJ interessiert sich auch für Reuschel

Der Opel-Interessent RHJ International interessiert sich einem Zeitungsbericht zufolge auch für die Commerzbank-Tochter Reuschel.

Wie die Financial Times Deutschland am Donnerstag unter Berufung auf Finanzkreise berichtete, gehört der Finanzinvestor zu sechs Interessenten, die derzeit die Bücher des Münchner Bankhauses prüfen.

Die Commerzbank will sich auf Druck der EU bis 2011 von Reuschel trennen. Sie hatte das Bankhaus erst 2008 in einem Zug mit der Dresdner gekauft.

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