Widerspruch:IG Metall pocht auf Tarifautonomie

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Die Gewerkschaft warnt eindringlich davor, Flächentarifverträge in Frage zu stellen. In einem SZ-Interview hatte Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger geklagt, die Gewerkschaft setze zu hohe Löhne und zu viel Freizeit durch.

Die IG Metall hat die Arbeitgeber von Gesamtmetall davor gewarnt, Flächentarifverträge infrage zu stellen. "Die Tarifautonomie und die Flächentarifverträge sind die Eckpfeiler unseres seit Jahrzehnten erfolgreichen Wirtschaftsstandorts", sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft am Dienstag in Frankfurt. "Davon profitieren Unternehmen wie Beschäftigte gleichermaßen. Dies einseitig infrage zu stellen, schadet allen."

Zuvor hatte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger in einem SZ-Interview mit einem Ende des Flächentarifvertrags gedroht. "Wenn alle Unternehmen die Tarifbindung verlassen, kann die Gewerkschaft zusehen, wie sie sich im Häuserkampf durchschlägt", sagte Dulger. In der wichtigsten Branche der deutschen Wirtschaft gibt es seit längerem Klagen, dass die IG Metall viele Betriebe überfordere: Die Gewerkschaft setze zu hohe Löhne und zu viel Freizeit durch. Dulger sagte, dies führe zu immer mehr Austritten aus seinem Verband. Von der IG Metall fordert er unter anderem, dass sogenannte "Tagesstreiks" künftig nur noch nach einer gescheiterten Schlichtung erlaubt sein dürfen. Bei der Tarifrunde im vergangenen Jahr hätten diese Streiks - die von der Gewerkschaft das erste Mal ausgerufen wurden und die jeweils 24 Stunden dauerten - insgesamt drei Millionen Arbeitsstunden gekostet, "dreimal so viele wie die Jahre davor". Dagegen könnten sich die Arbeitgeber bisher "gar nicht" wehren, sagte Dulger.

Die IG Metall wies darauf hin, dass die Tarifverträge "bekanntlich von beiden Verhandlungspartnern unterschrieben" werden.

Unterstützung bekam sie von der SPD-Bundestagsfraktion. Deren stellvertretende Vorsitzende Katja Mast sagte in Berlin, der Flächentarifvertrag sei "der Grundstein guter Arbeit und von Deutschlands Wohlstand. Mit solchen Drohgebärden schneiden sich Arbeitgeber ins eigene Fleisch." Die nächste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie steht im Frühjahr 2020 an.

© SZ vom 24.07.2019 / dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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