Das Telefon klingelt. "Guten Tag, hier ist die deutsche Redaktion des Who is Who." Die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung kommt schnell zur Sache. "Sie sollen in die neue Ausgabe aufgenommen werden. Herzlichen Glückwunsch". Ob der Besuch einer ihrer Redakteure willkommen sei?
Heidi Klum findet sich im "Who's Who". In "Hübners Who is Who" steht sie auch - mit 74.800 anderen.
(Foto: Foto: dpa)Das "Who's Who"! Wer drin steht, zählt zur Elite. Das zumindest suggerieren kiloschwere Wälzer in den Bibliotheken. Bei Google findet sich mit dem Suchwort "who's who" auf Anhieb eine Liste international bedeutender Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart. Helmut Schmidt und Niki Lauda beispielsweise. Oder Bundestrainer Joachim Löw, der das Ranking der am häufigsten aufgerufenen Biografien diese Woche anführt. Journalisten sind in der Online-Ausgabe des "Who's who" kaum zu finden, abgesehen von einschlägig bekannten Fernsehgesichtern. Warum also der Anruf?
Die Dame am Telefon ist auf solche Fragen anscheinend vorbereitet. "Uns liegt eine Empfehlung vor - vom wem darf ich Ihnen allerdings nicht sagen..."So geht es vielen Selbstständigen, Ärzten, Rechtsanwälten oder Steuerberatern, die mit ihrer Berufsbezeichnung oder ihrer Firma im Adressbuch stehen.
Gerissene Strategie
Auch Dachdecker, Gastwirte, Grafikdesigner und Friseurmeister erhalten vermehrt Anrufe mit der gleichen frohen Botschaft. Der Name "Who is Who" öffnet anscheinend Tür und Tor. Wer möchte sich schon die Chance einer Aufnahme in das renommierte Personenlexikon entgehen lassen. Zumal der Eintrag in "Hübners Who is Who", so versichert die Dame am Telefon, völlig kostenlos erfolge.
Die Geschäfte mit der Eitelkeit laufen glänzend, auch weil viele Kunden Hübners "Who is Who" mit dem bekannten Original verwechseln. Und das ist vielleicht auch Teil einer gerissenen Geschäftsstrategie.
Zwei Tage später klingelt eine Mitarbeiterin der "Landesredaktion Deutschland". Sie atmet schwer, als sie das Büro im Dachgeschoss betritt. Das liegt am fehlenden Lift, aber auch am Inhalt ihrer Tasche, die sie auf den Tisch wuchtet. Daraus entnimmt sie ein in blaues Leder gebundenes Buch mit dem respektheischenden Untertitel "Supplementwerk der biografischen Enzyklopädie führender Frauen und Männer Deutschlands". Fast zwei Kilo wiegt Band "A-Lai". Ebenso viel bringt der zweite Band "Lak-Z" auf die Waage. Das Gesamtwerk füllt im Buchregal eine Lücke von mindestens fünf Mankell-Krimis. "Insgesamt 5877 Seiten", sagt sie und strahlt. "Macht sich sehr gut in jeder Hausbibliothek."
Auch hier, im Bücherregal des Arbeitszimmers, sähe die Vertreterin das "Who is Who" am liebsten. Denn sie und der Verlag mit Sitz im schweizerischen Zug und einer Zentrale in Wien leben vom Verkauf dieser Bücher. Doch darum geht es erst am Ende des "Interviews". Sie fragt zunächst nach Ausbildung, wichtige Vorfahren, Ehrungen und Publikationen. Nachweise verlangt sie nicht. Die Aufnahme im "Who is Who" werde, so ist in den Werbeunterlagen zu lesen, "weltweit als eine der größten und erstrebenswertesten Auszeichnungen gehandelt".
Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum der Name Who's Who nicht schützbar ist