Wertverluste bei Unternehmen:Das Kapitalvernichter-Ranking

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Die gute Nachricht: Von den 30 Dax-Unternehmen ist keines mehr vertreten in der aktuellen Rangliste der 50 größten Kapitalvernichter. Einige große Kursverlierer findet man allerdings im TecDax.

Von Steffen Uhlmann

Die Abstinenz von Dax-30-Werten in der so genannten DSW-Watchlist der 50 größten Kapitalvernichter sei nicht nur erfreulich, betonte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft, sondern auch ein deutlicher Beleg dafür, dass die "Börse die Rezession für beendet erklärt" habe.

Die Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz kürte die größten Kapitalvernichter - bei einigen großen Technologieunternehmen verloren Anleger bis zu zwei Dritteln ihres Kapitals. (Foto: Foto: SZ)

Vom Rückenwind der nun anspringenden Konjunktur profitierten zuerst die Kurse gut positionierter Großkonzerne aus dem Dax, die zudem im Fokus der internationalen Anleger und Fonds stünden.

Kleine Firmen müssten dagegen auf den Aufschwung und die damit verbundene positive Kursbewegung noch warten.

"Rote Laterne" für Augusta Technologie

Die im Vorjahr noch im Kapitalvernichter-Ranking geführten sechs Dax-Mitglieder Allianz, Bayer, Deutsche Telekom, HypoVereinsbank, Münchener Rück sowie TUI seien alle aus der Liste verschwunden, sagte Hocker.

Der MDax als zweitwichtigstes deutsches Börsensegment bleibe dagegen mit den fünf Aktiengesellschaften WCM, Karstadt-Quelle, SGL Carbon, MLP und Medion in der Negativliste "repräsentativ" vertreten.

Die eigentlichen Verlierer aber rekrutierten sich vor allem aus dem Kreis der Unternehmen des ehemaligen Neuen Marktes, erklärte der Hauptgeschäftsführer des DSW.

Die "rote Laterne" gebührte dabei der Frankfurter Firma Augusta Technologie, die nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt sei.

Große Vernichter im TecDax

Nicht viel besser sei es Anlegern bei der Hamburger Pandatel AG ergangen, die innerhalb der vergangenen zwölf Monaten ein Minus von mehr als 76 Prozent verzeichnete.

Bei der Mosaic Software AG (Meckenheim), dem nach eigenen Angaben führenden Anbieter von universell einsetzbaren Lösungen für den elektronischen Daten- und Dokumententausch, betrage der Wertverlust 74 Prozent.

Insgesamt habe die Schutzvereinigung die 372 im Prime Standard der Deutschen Börse gelisteten Unternehmen einem Ein-, Drei- und Fünfjahresvergleich unterzogen, sagte Hocker. Zwischenzeitlich in Konkurs gegangene Firmen seien dabei nicht berücksichtigt worden.

Neben den ehemaligen Firmen des Neuen Marktes tauchten als größte Kapitalvernichter Unternehmer wie Dialog Semiconductor, Aixtron, Epcos, Evotec, Süss Microtec oder Freenet.de auf, die sämtlich im Technologieindex TecDax gelistet sind.

Anleger hätten bei diesen Firmen innerhalb eines Jahres zwischen gut einem Drittel bis zwei Drittel in den Sand gesetzt.

BVB dilettantisch gemanagt

Nicht anders ergehe es den Aktionären des Dortmunder Fußballclubs BVB. Das Unternehmen sei aus Sicht des DSW von Anfang an schlecht gemanagt worden.

Dabei sei die Fußball-Aktie aus seiner Sicht eh mehr eine Fan-Aktie als eine seriöse Geldanlage gewesen, erklärte Hocker. Das rechtfertige allerdings nicht den Dilettantismus, den das Borussen-Management seit dem BVB-Börsengang an den Tag lege.

Überflüssiges Gesetz

Kritik übte Hocker auch an der Bundesregierung. Die Rot-Grün-Regierung habe bei der gesetzlichen Regelung zu einer direkten Haftung von Vorständen und Aufsichtsräten gegenüber den Aktionären "gekniffen" und das geplante Kapitalmarktinformationshaftungsgesetz (KapInHaG) von der Agenda genommen.

Damit bleibe es bei der alten Rechtslage, die den Anlegern kaum Chancen einräume, Manager bei falschen oder grob fahrlässigen Unternehmensangaben erfolgreich auf Schadensersatz zu verklagen.

Dagegen werde es wohl zu einer gesetzlichen Regelung kommen, die die Offenlegung von Managergehältern erzwinge, sagte Hocker. Der DSW halte dieses Gesetz für überflüssig, weil sich schon jetzt immer weniger Dax-Konzerne gegen diese noch freiwilligen Angaben sperrten.

Die Regierung aber wolle das Gesetz. Schließlich seien ihre Reformbemühungen nirgendwo so einfach und vor allem billig nachzuweisen.

© SZ vom 22.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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