Wertpapierhandel:New York Stock Exchange bringt sich selbst an die Börse

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Die neue börsennotierte "NYSE Group" soll aus dem Zusammenschluss der amerikanischen Börse mit der Handelsplattform Archipelago entstehen.

Nach zwei Jahrhunderten bringt sich die New York Stock Exchange (NYSE) über die Fusion mit der elektronischen Handelsplattform Archipelago selbst an die Börse.

Der weltgrößte Börsenbetreiber New York Stock Exchange will sich nach einer Fusion selbst an die Börse bringen. (Foto: Foto: AP)

Wie der weltgrößte Börsenbetreiber am Mittwoch mitteilte, will er durch den Zusammenschluss den elektronischen Handel ausbauen und neue Kunden gewinnen.

Durch die Fusion entsteht unter dem Namen NYSE Group ein neues Unternehmen, das selbst an der Börse notiert sein wird.

Wettbewerbshüter müssen noch zustimmen

Angaben zum Wert der Fusion wurden nicht gemacht. Sie werde aber "die größte sein, die jemals zwischen Börsenplätzen stattfand", erklärten beide Seiten.

Wenn die Wettbewerbshüter zustimmen, soll der Zusammenschluss zwischen dem Jahresende 2005 und dem ersten Quartal 2006 vollzogen werden.

An der NYSE Group sollen die bisherigen NYSE-Eigner 70 Prozent halten und die Aktionäre von Archipelago 30 Prozent.

Überwachung bleibt bei eigenständigem Unternehmen

Die 213 Jahre alte New York Stock Exchange mit zur Zeit 2774 gelisteten Unternehmen mit einem Marktwert von 20 Billionen Dollar (15,3 Billionen Euro) ist einer der wenigen großen Handelsplätze, die selbst nicht börsennotiert sind.

Das Unternehmen, dessen Status bisher keine Gewinnorientierung vorsieht, gehört seinen Kunden, also Finanzhäusern und Maklern. In Europa sind dagegen neben Frankfurt etwa auch London und die Vierländerbörse Euronext selbst an der Börse vertreten.

Archipelago war erst im Dezember 1996 als erste vollelektronischer Aktienmarkt in den USA gestartet. Über das Handelssystem ArcaEX können mehr als 8000 Wertpapiere an der NYSE, der Nasdaq und anderen US-Handelsplätzen gekauft oder verkauft werden. Die für die Überwachung des Börsenhandels zuständige NYSE-Tochter wird nicht in die Fusion einbezogen.

Wettbewerb auch mit Europa

Ziel des Zusammenschlusses sei es, "einen wirklich globalen Wettbewerber" zu gründen, der "mit jedermann in der Welt konkurrieren kann", sagte NYSE-Chef John Thain in einer Konferenzschaltung.

Er zielte damit vor allem auf die technologielastige Rivalin Nasdaq, aber wohl auch auf die sich abzeichnende Konsolidierung in Europa, wo die Deutsche Börse und Euronext sich in den vergangenen Monaten einen Wettlauf um einen Zusammenschluss mit London lieferten.

Für die NYSE bedeutet der Schritt eine weitere Abkehr vom Präsenzhandel, der auf dem Parkett per Zuruf erfolgt, hin zu einem elektronischen System. Thain betonte, eine vollkommene Abkehr vom Parketthandel werde es nicht geben. Die Börse müsse aber mit der Zeit gehen.

Vorstoß auf neue Märkte

Die Fusion biete zudem die Möglichkeit, auf den Markt für Anleihen und exotischere Finanzprodukte wie Derivate vorzustoßen, sagte der NYSE-Chef. Dies bringe neue Wachstumsmöglichkeiten.

Gleichzeitig hoffte er darauf, mehr kleinere Unternehmen anzuziehen, die bisher vorwiegend an der Nasdaq gehandelt werden. Dahinter steht laut Thain die Einsicht, dass die Traditionsbörse auf Dauer nicht auf ihre schiere Größe vertrauen könne, um weiter zu wachsen.

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