Weiteres Storno:Airbus verliert letzten Kunden für A380-Frachter

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Der Paketzusteller UPS glaubt nicht mehr, dass Airbus seinen Auslieferungstermin für den A380-Superfrachter im Jahr 2012 pünktlich einhalten kann. Damit ist schon wieder eine Bestellung für den A380-F hinfällig.

Airbus hat auch den letzten Kunden für die Frachtversion des neuen Großraumflugzeugs A380 verloren.

Die Frachtversion des Airbus-Großraumflugzeugs A380: Nach FedEx storniert nun auch UPS seine Bestellung. (Foto: Foto: dpa)

Der europäische Flugzeugbauer hatte am Donnerstagabend bestätigt, dass alle Arbeiten an der Frachtversion seines Flaggschiffs bis auf weiteres gestoppt seien.

Das gesamte A380-Programm verzögert sich wegen Problemen bei der Produktion, was den europäischen Flugzeugbauer in eine tiefe Krise stürzte.

Im November hatte bereits FedEx wegen der Verzögerungen seine zehn Bestellungen für die A380-F zurückgezogen und stattdessen 15 Boeing 777 beim amerikanischen Airbus-Konkurrenten geordert.

Bestellung umgewandelt

Die Leasingfirma ILFC wandelte ihre Bestellungen in Aufträge für Passagiermaschinen um.

UPS teilte am Freitag in Atlanta mit, die Bestellung werde bei Airbus offiziell storniert, sobald dies unter einer in der vergangenen Woche ausgehandelten Einigung möglich sei.

Dem Vertrag zufolge sollte die erste A380-F nun erst 2012 statt wie zuletzt vorgesehen 2010 ausgeliefert werden. Doch glaube man nicht mehr, dass Airbus diesen Zeitplan einhalten könne, hieß es.

Offenbar ziehe der Flugzeugbauer Personal von der Frachtversion zu Gunsten der Passagiermaschine ab. UPS wollte die Maschinen auf den Routen zwischen USA und Asien einsetzen.

Produktion läuft wieder an

Unterdessen wurde bekannt, dass in den Airbus-Werken in Varel und Nordenham die Produktion am Montag wieder anlaufen wird. Dies gaben die Betriebsräte beider Werke am Freitag bekannt.

Die Mitarbeiter in den vom EADS-Sparpaket "Power 8" in Niedersachsen am härtesten getroffenen Werken diskutierten am Freitag über die Zukunft der Standorte.

An den Betriebsratsversammlungen nahm auch der Chef von Airbus Deutschland, Gerhard Puttfarcken, teil. Der Top-Manager wurde in Nordenham nach Betriebsratsangaben ausgepfiffen. "Er war nicht in der Lage, detailliert zu erklären, was hinter den Sparplänen steckt", hieß es in Nordenham.

Aufgeheizte Stimmung

Von einer aufgeheizten Stimmung mit viel Emotionen wurde auch aus Varel berichtet.

Das Werk in Varel mit 1300 Mitarbeitern soll nach den Sparplänen verkauft werden, für Nordenham mit 2200 Beschäftigten wird ein "strategischer Partner" gesucht. An beiden Standorten hatten die Mitarbeiter nach Bekanntwerden der Sparpläne die Arbeit niedergelegt.

"Die Formel, dass für die Krise nur Managementfehler verantwortlich sind, ist definitiv falsch. Sie machen es sich alle zu leicht, dass man nur ein Feindbild hier heraufbeschwört", sagte Puttfarcken Journalisten vor dem Werk in Varel.

Managementfehler

"Sicherlich haben Managementfehler eine Rolle gespielt beim Thema A380, nur die strukturellen Fehler, denen wir uns heute stellen müssen, haben mit Managementfehlern nichts zu tun", sagte Puttfarcken.

Zukünftige Aufgaben könnten nicht aus eigenen Kräften geschultert werden, sagte er mit Blick auf künftige Milliardeninvestitionen. Varel bleibe Zulieferer für Airbus, nur an der Art der Zusammenarbeit ändere sich etwas.

Zu möglichen Investoren wollte sich Puttfarcken nicht äußern. Konkrete Gespräche seien noch keine geführt worden. Die Investoren müssten sorgfältig ausgewählt werden, damit die Mitarbeiter wieder Vertrauen darin hätten, dass es hier eine vernünftige Zukunftsperspektive gibt.

"Auslastung gewährleistet"

"Das ist ein Vorzeigebetrieb, das ist keine Frage. Die Qualität und die Leistung in Varel werden überhaupt nicht in Frage gestellt." Die nächsten fünf Jahre sei eine Auslastung gewährleistet.

Wie die genaue Verteilung des geplanten Abbaus von 3700 Stellen in Deutschland aussehen soll, stehe noch nicht fest, betonte der Manager. Natürlich habe eine Zuteilung mit der Größe der Betriebe zu tun.

Der Luft- und Raumfahrtbeauftragte der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), äußerte sich zur Zukunft des Flugzeugbauers Airbus optimistisch.

"Sozialverträgliche Umgestaltung"

Im Bayerischen Rundfunk sagte er: "Ich habe die Hoffnung, dass das am Ende auch für die Arbeitnehmer gut ausgeht, zumal Airbus sich ja entschieden hat, diese Umgestaltung sozialverträglich und im Einvernehmen mit seinen Leuten zu machen."

Die IG Metall hält den geplanten Verkauf von Airbus-Werken für den falschen Weg. "Die Werke haben in den vergangenen Jahren hochprofitabel gearbeitet, da liegt überhaupt nicht das Problem", sagte die IG-Metall-Bezirksleiterin Küste, Jutta Blankau, der dpa.

Airbus stehe in vielfacher Hinsicht besser da als der Konkurrent Boeing, auch bei vielen wirtschaftlichen Kennziffern. Der Produktionsverbund der europäischen Airbus-Werke habe funktioniert; es gebe keinen Grund, ihn zu zerschlagen.

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