Wegen Verdacht auf Preisabsprachen:Razzia bei deutschen Stromkonzernen

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Fahnder durchsuchten die Büros der großen Energieversorger E.ON, RWE und EnBW. Auch Tochterunternehmen gerieten ins Visier der Beamten.

Die deutschen Stromkonzerne sind wegen möglicher illegaler Absprachen erneut ins Fadenkreuz der EU- Wettbewerbsbehörde geraten. In einer koordinierten Aktion wurden am Dienstag die Geschäftsräume der Versorger E.ON, RWE und EnBW sowie einiger ihrer Tochterfirmen durchsucht.

Fahnder durchsuchten die Konzernzentrale des Essener Energieversorgers RWE. (Foto: Foto: dpa)

Die Unternehmen bestätigten auf Anfrage die Durchsuchung, wollten sich aber mit Hinweis auf ein laufendes Verfahren nicht zu Details äußeren. "Wir unterstützen die Kommission in ihrer Tätigkeit", sagte ein Sprecher von E.ON Energie in München lediglich.

Verdacht auf Preisabsprachen

Wie schon bei der Razzia im Mai dieses Jahres gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass es im Stromsektor zu Gebiets- oder Preisabsprachen gekommen sein könnte. Diesmal standen nach Informationen der Berliner Zeitung die Kraftwerkssparten mit den Stromerzeugung sowie die für den Stromtransport verantwortlichen Netztöchter der Unternehmen im Visier der Fahner. Vor einem halben Jahr hatten sich die Brüsseler Beamten auf die Handelsaktivitäten der Energiekonzerne konzentriert.

Nach Angaben des Essener RWE-Konzern wurden die vier Tochterfirmen RWE Energy und RWE Transportnetz Strom in Dortmund sowie RWE Trading und RWE Power durchsucht. "Wir kooperieren mit den Beamten der EU- Kommission", sagte ein Sprecher von RWE Energy in Dortmund. Nähere Angaben machte RWE nicht.

Bei der baden-württembergischen EnBW sahen sich die Fahnder laut Berliner Zeitung nicht nur in der Netzsparte, sondern auch in der Konzernzentrale um. Bei E.ON Energie waren es unter anderem der Kraftwerksbereich und die Netzsparte.

Strafgelder bis fünf Milliarden Euro drohen

Die EU-Wettbewerbshüter klagen seit Jahren über Marktabschottung und hohe Preise in der europäischen Energiebranche. Falls die Kartellwächter ein Verfahren eröffnen und ihren Verdacht erhärten können, drohen den Konzernen hohe Strafgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Das wären beispielsweise bei E.ON mehr als 5 Milliarden Euro.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte bereits im Februar ein hartes Durchgreifen gegen Marktabschottung angekündigt. Das Ausnützen einer marktbeherrschenden Stellung zum Schaden von Kunden und Verbrauchern ist in der EU streng verboten. Das bisher höchste Einzelbußgeld musste vor zwei Jahren Microsoft mit fast 500 Millionen Euro zahlen.

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