Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung:USA verklagen Schweizer Wegelin-Bank

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Der Steuerstreit zwischen den USA und der Schweiz erreicht eine neue Stufe: Die US-Staatsanwaltschaft erhebt nun erstmals offiziell Anklage gegen eine Bank. Es trifft das traditionsreiche Wegelin-Institut. Die Bank soll 1,2 Milliarden Dollar vor dem Fiskus versteckt haben. Wegen der Vorwürfe sahen sich die Verantwortlichen bereits zu einem Notverkauf gezwungen.

Das amerikanische Justizministerium hat Klage gegen die schweizerische Bank Wegelin wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung eingereicht. Die älteste Privatbank des Landes habe amerikanischen und anderen Kunden geholfen, mehr als 1,2 Milliarden Dollar (912 Millionen Euro) auf ihren Konten vor dem Fiskus zu verstecken, hieß es in Washington.

Die älteste Privatbank der Schweiz ist in das Visier der US-Justizbehörden geraten. Der Vorwurf: Das Institut soll US-Bürgern Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet haben. (Foto: REUTERS)

Die US-Regierung habe bei der Schweizer Großbank UBS 16 Millionen Dollar beschlagnahmt. Da Wegelin außerhalb der Schweiz keine Filialen betrieb, nutzte sie andere Institute als Korrespondenzbanken. Die Bank habe noch Steuersündern eine Zuflucht geboten, als in den USA in der gleichen Sache schon Ermittlungen gegen UBS liefen, so die Anklage.

Es ist das erste Mal, dass die USA eine Bank aus Übersee wegen Steuerhinterziehungen verklagt. Vor einem Monat hatten die US-Behörden gegen drei Kundenberater von Wegelin bereits ähnliche Vorwürfe erhoben. Mit einer Klage gegen die gesamte Bank war bereits gerechnet worden.

Wegen des Steuerstreits mit den USA wurde die St. Galler Privatbank notgedrungen an die Raiffeisen-Gruppe verkauft. Die genossenschaftliche Bankengruppe übernimmt für geschätzte 300 Millionen Franken den Löwenanteil von Wegelin - das neue Institut trägt den Namen Notenstein-Bank. Einzig das Geschäft mit den US-Kunden bleibt bis zur Abwicklung in der Verantwortung der Wegelin-Bank.

Schweiz liefert Bankdaten an US-Staatsanwaltschaft

Der Notverkauf der renommierten Privatbank sorgt für Unruhe in der Schweizer Finanzwelt. Zuletzt gab das Finanzministerium in Bern dem Druck aus den USA nach und übersandte den dortigern Justizbehörden umfassende Bankdaten. Eine generelle Lösung im Streit zwischen beiden Ländern um die Besteuerung der Einlagen von US-Bürgern bei Schweizer Geldinstituten steht aber noch aus.

Die USA verlangen eine verbindliche Regelung, die künftig eine Verfolgung amerikanischer Steuersünder mit Hilfe der Schweiz ermöglichen sollen. Verhandelt wird auch über eine Pauschalzahlung, mit der sich Banken von Strafverfolgungen frei kaufen können. Im Gespräch ist eine Summe von zehn Milliarden Dollar.

© dapd/Reuters/dpa/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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