Warnstreiks:4000 Klinikärzte legen die Arbeit nieder

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Mehrere tausend Ärzte sind am Montag gegen Arbeitsbedingungen und Bezahlung an den Universitätskliniken auf die Straße gegangen. Der Protest richtet sich vor allem gegen die Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden sowie Kürzungen bei Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Der Hauptgeschäftsführer des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Armin Ehl, bezeichnete in Berlin die Protest- und Streikaktionen als "deutliche Warnung an die Politik, die Ärzteschaft nicht als Melkkühe zur Sanierung der Landeshaushalte zu missbrauchen".

An den Arbeitsniederlegungen an mehreren Universitätskrankenhäusern sollten sich rund 4000 Mediziner beteiligen. Der Marburger Bund warnte angesichts der Situation an den Krankenhäusern vor einem weiteren Abwandern junger Ärzte ins Ausland.

Der Verband der Klinikärzte wandte sich vor allem gegen die Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden sowie Kürzungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld in einzelnen Bundesländern. Damit würden Ärzten an Unikliniken Einkommenseinbußen von bis zu zehn Prozent zugemutet, erklärte Ehl.

"Besondere Situation der Ärzte"

Protest- und Streikaktionen fanden am Montag in Gießen, Marburg, Heidelberg, Würzburg, Hamburg, Hannover, Mannheim, Berlin, Köln und Aachen statt. Der Marburger Bund forderte die Landesregierungen auf, mit der Ärztegewerkschaft einen Tarifvertrag abzuschließen, "der die besondere Situation der Ärzte berücksichtigt".

Die Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen trügen entscheidend dazu bei, dass immer mehr Ärzte aus den Kliniken in besser dotierte Stellen der Gesundheitsindustrie und ins Ausland wechselten, betonte Ehl. Der sich verschärfende Ärztemangel zeige sich mittlerweile an 5000 offenen Stellen, die in deutschen Kliniken nicht besetzt werden könnten.

Angebote aus dem Ausland

Der Chef des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte im Inforadio des RBB, bereits jetzt bekämen viele Ärzte Angebote mit Gehältern von bis zu 15.000 Euro im Monat aus Großbritannien, Schweden und den USA.

Im europäischen Vergleich verdienten die deutschen Ärzte am wenigsten, und auch innerhalb Deutschlands bekämen die jungen Mediziner im Durchschnitt weniger Geld als andere Akademiker, sagte Montgomery im Deutschlandradio. Ihr Gehalt belaufe sich in etwa auf das eines Grundschullehrers.

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