Warenhaus-Konzerne:Ungleiche Konkurrenten

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KarstadtQuelle steht vor Einschnitten, die Mitbewerber Kaufhof schon vor Jahren und vergleichsweise geräuschlos vorgenommen hat.

Stefan Weber

Das Bild, das die beiden großen deutschen Warenhaus-Konzerne derzeit in der Öffentlichkeit abgeben, könnte unterschiedlicher kaum sein: Karstadt-Quelle kämpft ums Überleben, und der Konkurrent Kaufhof feiert mit großem Getöse seinen 125. Geburtstag.

Profitiert von der im Ausland florierenden Muttergesellschaft: Metro-Tochter Kaufhof. (Foto: Foto: ddp)

Dabei ist auch Lovro Mandac, dem Vorstandsvorsitzenden der Kaufhof Warenhaus AG, keineswegs nur zum Jubeln zumute.

Der Umsatz in den 115 Kaufhof-Filialen war im ersten Halbjahr 2004 gut vier Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Und der Verlust hat sich mit rund 80 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Dies sind jedoch Marginalien, verglichen mit den Problemen von Karstadt-Quelle im Warenhausgeschäft.

Ausgliederung

Der Essener Konzern steht vor Einschnitten, die der Mitbewerber zu einem großen Teil bereits in den Jahren zuvor vergleichsweise geräuschlos vorgenommen hat.

So gliederte die Metro, Muttergesellschaft des Kaufhofs, einst die 20 bis 25 schwächsten Warenhäuser zusammen mit anderen Aktivitäten in eine neu gegründete Verwertungsgesellschaft aus.

Die Kosten für eine Schließung hätten sich leicht auf einen dreistelligen Millionen-Betrag addiert: Mietverträge müssen erfüllt und Sozialpläne dotiert werden.

Früher als Karstadt erkannte Kaufhof, dass das Konzept des "Tausendfach alles unter einem Dach" keine Zukunft besitzt. Entsprechend hat sich das Management darangemacht, die Filialen umzugestalten.

Aufwertung des Sortiments

Zu den Kernpunkten dieses so genannten "Galeria-Konzepts" gehörten eine Aufwertung des Sortiments durch Markenartikel und eine sehr viel anspruchsvollere Warenpräsentation. Mit diesen Maßnahmen lässt sich zwar nicht gegen den Strom im Einzelhandel schwimmen.

Aber die Galeria-Häuser schneiden im Wettbewerb sehr viel besser ab als die übrigen Kaufhof-Standorte. Karstadt macht sich erst jetzt daran, sein Sortiment auf margenstarke Bereiche wie Mode, Sport oder Parfümerie und Schmuck zu konzentrieren.

Die vergleichsweise stabile Verfassung der Metro-Tochter hat aber auch ganz wesentlich mit Kostenvorteilen zu tun. Wolfgang Urban, bis Mai Vorstandsvorsitzender des Karstadt-Quelle-Konzerns und früher in Diensten der Metro, wurde regelmäßig zornig, wenn die Rede auf die im Vergleich sehr viel höheren Personalkosten kam.

Nach einer Untersuchung der Commerzbank betreut ein Karstadt-Mitarbeiter 71 (Kaufhof: 47) Quadratmeter Verkaufsfläche und sorgt für einen Umsatz von 183 000 (156 000) Euro Umsatz.

Auch nach einem starken Personalabbau in den Jahren 2002 und 2003 hatte Karstadt den Abstand zum Mitbewerber allenfalls verkleinern können. Das Management hätte zwar gerne noch energischer auf die Kostenbremse getreten.

Starke Arbeitnehmervertretung

Aber dies scheiterte am Widerstand der bei Karstadt traditionell starken Arbeitnehmervertreter. Auch beim Einkauf war der Essener Konzern im Nachteil. Der Marktführer bezog seine Ware lange Zeit zu schlechteren Konditionen als der kleinere Mitbewerber aus Köln.

Den Unterschied zwischen Kaufhof und Karstadt macht aber vor allem die Stellung im Konzern aus: Hier eine Tochter des ertragsstarken und vor allem im Ausland florierenden Metro-Konzerns. Dort das Herzstück einer schwächelnden Handelsgruppe, die vornehmlich auf den Heimatmarkt ausgerichtet ist und sich zuletzt mit Randaktivitäten verzettelt hat.

© SZ vom 28.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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