Walter Bau AG:Banken distanzieren sich vom Unternehmensgründer

Lesezeit: 3 min

Die Sanierung von Walter Bau ist weiter gefährdet: Möglicherweise hat das angeschlagene Unternehmen nur noch eine Zukunft, wenn der Gründer und Aufsichtsratschef Ignaz Walter die Führung völlig aus der Hand gibt.

Von Klaus Ott, Lothar Gries und Simone Boehringer

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung werfen einige Kreditinstitute, die zu den Gläubigern des Baukonzerns gehören, dem 68jährigen Unternehmensgründer vor, sich mit seinen Geschäften verzettelt zu haben.

Ein Arbeiter der Firma Walter Bau AG auf einer Baustelle. (Foto: Foto: dpa)

Walter habe es versäumt, ertragsschwache Sparten zu sanieren oder abzustoßen.

Einige Banker kritisieren zudem, dass Walter, der bereits im Juli 1996 vom Vorstandsvorsitz an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt hatte, von dort aus noch immer stark in das laufende Geschäft eingreife.

Die Rolle Walters als Mehrheitsaktionär stehe nicht in Zweifel.Walter hatte am Wochenende eingeräumt, es gebe in seinem Unternehmen einen Liquiditätsengpass.

Als Vertrauensmann der Banken im Unternehmen gilt Finanzvorstand Christian Fischer, 36, der erst vor einem Jahr von der Unternehmensberatung Roland Berger nach Augsburg gekommen war. Ihm sei die Sanierung des Baukonzerns zuzutrauen, heißt es.

Das Unternehmen soll von zuletzt 2,8 Milliarden Euro Bauleistung pro Jahr auf ein Bauvolumen von 2,2 Milliarden Euro schrumpfen.

Größtenteils soll das durch den Verkauf von Tochtergesellschaften geschehen. Ertragsschwache Bereiche sollen verkleinert werden, vor allem der defizitäre Schlüsselfertigbau im Inland.

Intensive Verhandlungen

Seit einer Woche verhandelt Walter Bau intensiv mit seinen 27 Hausbanken über die Sanierung des Konzerns.

Für die Fortführung des Geschäfts benötigt das Unternehmen die Zustimmung aller Institute, die zusammen Bürgschaften von 1,5 Milliarden Euro sowie Kredite von 211 Millionen Euro gewährt haben. Bis Mittwochabend hatte die Mehrheit der Institute dem Konsortialführer Deutsche Bank die Bereitschaft erklärt, Walter Bau zu stützen.

Diese Institute stehen für 80 Prozent der Bürgschaften für Walter. Unter anderem verweigern sich bisher die Berliner Bank, die Landesbank Rheinland-Pfalz und die niederländische Bank ABN Amro.

Nach Angaben aus Bankenkreisen hat sich die Finanzlage bei Walter Bau in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert. Ende 2004 seien die Banken und Kreditversicherer darüber informiert worden, dass dem Unternehmen 170 bis 200 Millionen Euro Liquidität fehlten.

Das habe die Finanzinstitute in "Alarmstimmung" versetzt. Das Hauptgeschäft von Walter Bau sei stark defizitär. Das Geschäft sei im Jahr 2004 sehr schlecht verlaufen. Der Information zufolge habe Walter Bau einen Verlust von 55 Millionen Euro erlitten.

Zeit gewinnen

Im Jahresverlauf habe der Konzern seine Finanzplanung immer wieder nach unten korrigieren müssen. Das habe zu einem Vertrauensverlust bei den Geldgebern geführt.

Gleichzeitig bemüht sich nach Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) nun auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) um eine Lösung. Beide Politiker bedrängen die Geldinstitute, dem Baukonzern mit seinen fast 10.000 Beschäftigten noch eine Chance zu geben.

Ziel der Gespräche ist es, für Walter Zeit zu gewinnen. Die Banken sollen ihre bisherigen Kredite und Bürgschaften bis auf weiteres stehen lassen. Clement soll vor allem auf die Berliner Bank einwirken, ihren Widerstand aufzugeben.

Das Institut gehört indirekt dem Land Berlin, das von einer rot-roten Koalition aus SPD und PDS regiert wird. Aus dem Berliner Senat hieß es allerdings, man werde keinen Einfluss auf die Bank nehmen.

Während sich viele Kreditinstitute offiziell noch bedeckt halten, erklärte die Landesbank Baden Württemberg, sie habe auf der Basis des vom Management vorgelegten Konzeptes der Verlängerung der Bürgschaften "unter strengem Konsortialvorbehalt zugestimmt."

Die Stuttgarter Landesbank gehört zu den kleineren der 27 Gläubigerbanken von Walter Bau. Aus den anderen beteiligten Großinstituten in Frankfurt und München war bis zum Abend keine Stellungnahme zu Walter Bau zu erhalten.

Erstmal laufen die Kredite weiter

Die Bayerische Landesbank, die mit bis zu 300 Millionen Euro Bürgschaften und einem Kapitalanteil von zehn Prozent das bei Walter am stärksten engagierte Haus ist, sowie die HypoVereinsbank, haben aber nach Informationen der SZ der Deutschen Bank, die den Bankenpool nach außen vertritt, ihre Zustimmung mitgeteilt.

Die Entscheidung steht unter dem Vorbehalt, dass alle Banken mitzögen und noch Änderungen am Konzept vorgenommen werden.

Aus Finanzkreisen verlautete, dass das Augsburger Unternehmen auf keinen Fall sofort Insolvenz anmelden müsste. "Die bisherigen Kreditlinien laufen weiter", versicherten mit dem Projekt vertraute Banker. Allerdings gebe bei einigen Institute noch Gesprächsbedarf über das Sanierungskonzepts.

Bei einigen Banken wird kritisiert, dass Walter-Bau die profitable Dienstleistungstochter DSI verkaufen wolle, um sich Geld zu beschaffen.

© SZ vom 20.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: