Wal-Mart:Eine Frage der Firmenkultur

Der jüngste Korruptionsskandal bei Wal-Mart belegt einmal mehr, dass die Firmenkultur des Einzelhandelskonzerns noch stark verbesserungswürdig ist.

Andreas Oldag

Der Fall ist bizarr: Ein hoch bezahlter Manager, der Millionen Dollar verdient, setzte alles daran, um sich mit kleinen Gefälligkeiten aus der Firmenkasse zu bedienen. Er ließ sich einen Jagdwagen beschaffen, aber auch Bier und Wodka.

Der Ex-Wal-Mart-Manager Thomas Coughlin mag an das Motto "Geiz ist geil" gedacht haben, als er die Rechnungen ausstellen ließ. Insofern könnte man den Fall auch unter der Rubrik Raffgier abtun, die ja bekanntlich die menschliche Phantasie immer wieder beflügelt.

Doch dass der ehemalige Top-Manager gerade die Gewerkschaften, denen er angeblich Bestechungsgelder zukommen ließ, als Ausrede für seine trickreichen Geschäfte einsetzte, ist eben auch Ausdruck der spezifischen Firmenkultur bei Wal-Mart.

Hinlänglich bekannt

Der weltgrößte Einzelhändler hat Probleme mit Arbeitnehmer-Organisationen. Das ist hinlänglich bekannt und durch Gerichtsverfahren bestätigt.

Weil das Unternehmen seinen Beschäftigten die Mittagspause verweigerte, verdonnerte ein US-Gericht den Handelskonzern im Dezember zu einer Geldbuße von 172 Millionen Dollar.

Natürlich gelobte das Management Besserung. Außerdem seien dies alles alte Hüte, hieß es damals. Nur: Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her. Und da muss in Sachen Firmenkultur offenbar noch einiges geschehen.

© SZ vom 10.01.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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