Waffenabverkauf:Kampfjets im Angebot

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Auch das Pentagon kämpft mit vollen Garagen, und wie andere Bürger auch veranstaltet es einen Flohmarkt. Zum Verkauf: Flugzeuge, Schiffe, Panzer.

Paul Trummer

Helikopter, Torpedos, Jets, ein Windkanal, LKWs, Radar-Anlagen, Raketen, Munition - Die Aufzählung liest sich wie die Inventurliste einer kleinen Armee, doch für das Pentagon sind es überzählige Geräte, die wertvollen Platz verräumen und die keiner mehr benötigt.

Gebrauchte F16-Kampfjets kann man am Armee-Flohmarkt erwerben. (Foto: Foto: AFP)

Daher müssen sie raus. Doch nicht jeder Privatmann kann sich nun seinen Kindheitstraum erfüllen und einen Panzer in den Garten stellen. Nur eingeladene Regierungen sind auf dem Armee-Flohmarkt zugelassen.

Einem Bericht der New York Times zufolge wurde in den Jahren 2000 bis 2005 Kampfgerät mit einem Anschaffungswert von acht Milliarden Dollar auf diese Weise angeboten. Länder, die vom Pentagon als bedürftig genug erachtet wurden, erhielten vieles sogar geschenkt - zwei Milliarden Dollar betrug der Anschaffungspreis dereinst für das US-Verteidigungsministerium.

Freundschaften aufbauen

Sinn des großen Ausverkaufs ist nicht nur das Platz schaffen in den Hangars und Häfen der USA. Das Programm ist eine Goodwill-Operation mit der Absicht, internationale Freundschaften zwischen den Staaten aufzubauen.

Die meisten der begünstigten Staaten könnten sich neues Equipment nicht leisten. So wurden unter anderem die Philippinen, Marokko, Pakistan und die Dominikanische Republik zum Shoppen eingeladen. Aber auch moderne Industriestaaten wie Australien und Kanada kamen schon einmal zum Zug und machten dankend Gebrauch von der Gelegenheit.

Laut New York Times-Bericht konnte zuletzt Pakistan mit einer Hand voll F16-Kampfjets nach Hause gehen, Afghanistan zog mit 75 bewaffneten Transportfahrzeugen von dannen und Portugal ergatterte eine (entwaffnete) Fregatte.

Waffenindustrie hofft auf Folgeaufträge

Doch wie jeder weiß können Schnäppchen oft teuer kommen: "Es ist ein Flohmarkt, und daher geben wir keine Garantien ab" wird ein US-State Departement-Sprecher zitiert. Oftmals müssen die Waffen wieder teuer in Stand gesetzt werden.

Dies hat auch die US-Rüstungsindustrie erkannt. Wetterte sie vor kurzem noch über die ungewöhnliche Konkurrenz aus dem eigenen Land, freut sie sich jetzt über Folgeaufträge zur Instandsetzung ihrer alten Erzeugnisse.

Auch Consultant Joel Johnson, Experte für internationale Waffenverkäufe bei der Teal Group sieht dies positiv: "Anstatt ein Navy-Schiff in ein künstliches Riff zu verwandeln ist es besser, es in ein Dritte-Welt-Land zu schicken und es dann von amerikanischen Firmen wieder aufrüsten zu lassen."

Doch nicht alle sehen es derart positiv: Kritiker bezeichnen es als kurzsichtige Strategie zur Gewinnung von Freunden: "Gibt es für die USA keinen anderen Weg, neue Freundschaften zu etablieren?" fragt etwa Danielle Brian von einer Watchdog-Group, die die Ausgaben des Pentagons beaufsichtigt. "Wir bewaffnen Länder die sich ansonsten keine Waffen leisten könnten."

Das Pentagon trage mit dem Ausverkauf zur globalen Aufrüstung bei und fördere die Waffenindustrie, so die Kritiker. Denn mit dem Programm erhalten die geförderten Länder einen Vorgeschmack auf Waffen, die sie sich möglicherweise später leisten könnten.

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