Wachstumsprognosen:Trübe Aussichten für die Konjunktur

Internationale Handelskonflikte dämpfen den Konjunkturoptimismus in Deutschland zusehends. Am Donnerstag senkten weitere Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen für 2019 und 2020 zum Teil erheblich.

Die heimische Konjunktur kühle sich deutlich ab, die globale politische Unsicherheit setze der Exportnation Deutschland zu, konstatierte das Institut für Weltwirtschaft (IfW). Für 2019 rechnen die Kieler Forscher nun mit 0,6 (bisher 1,0) Prozent Wachstum, für 2020 mit 1,6 (1,8) Prozent.

"An der globalen politischen Unsicherheit, die die Unternehmen hierzulande belastet, kann die deutsche Politik wenig ändern. An der Standortqualität hingegen schon", erklärte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. Er forderte eine Reform der Unternehmenssteuern sowie die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlages.

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin) senkte seine Konjunkturprognose, wenn auch nur leicht. Für das laufende Jahr erwartet das DIW nun ein Wirtschaftswachstum von 0,9 (März-Prognose: 1,0) Prozent, für 2020 dann 1,7 (1,8) Prozent.

Die deutsche Wirtschaft sei "weiterhin solide", stellte DIW-Präsident Marcel Fratzscher fest. "Die Risiken waren allerdings selten so hoch wie jetzt." Der von den USA angeheizte Handelskonflikt sei "die größte Bedrohung für die deutsche Wirtschaft". Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) bestätigte seine bereits im März gesenkte Deutschland-Prognose von 0,5 Prozent Wachstum 2019. "Von der Schwäche des Welthandels ist die international stark vernetzte deutsche Industrie besonders betroffen", erklärte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Zuletzt hatten sich auch schon Bundesregierung und Bundesbank deutlich pessimistischer geäußert, was die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft angeht. 2018 war die deutsche Wirtschaft um 1,4 Prozent gewachsen.

© SZ vom 14.06.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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