Mit dem Begriff Aluminiumhydroxid können Laien nicht unbedingt viel anfangen. Für die Firma Nabaltec ist es einer der Erfolgsfaktoren. Denn mit diesem und anderen mineralischen Rohstoffen entwickelt das Unternehmen weltweit gefragte Produkte, die etwa bei der Verkabelung in Gebäuden, in der Datenverarbeitung und der Dämmstoffindustrie zum Einsatz kommen. "Wir werden uns auch weiterhin vom Wettbewerb absetzen und unsere Marktstellung ausbauen", sagte Vorstand Johannes Heckmann, der das Unternehmen zusammen mit Gerhard Witzany leitet, bei Vorlage der jüngsten Quartalszahlen.
2014 erzielte Nabaltec mit seinen 424 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 143 Millionen Euro, mit einem Exportanteil von mehr als 70 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der Umsatz um fünf Prozent gewachsen. Voraussetzung für das starke Wachstum des 1994 gegründeten Unternehmens sind die passenden Finanzierungen. Eine wichtige Kapitalbasis brachte vor neun Jahren der Gang in den Entry Standard, ein Segment der Frankfurter Börse für kleine und mittlere Unternehmen. Dort gelten weniger strenge Transparenz-Auflagen als beim klassischen Börsengang. Nabaltec tat mehr als gefordert. "Wir erfüllen bereits seit 2008 die Reporting-Anforderungen des Prime Standard", sagt Günther Spitzer, Bereichsleiter Finanzen bei Nabaltec. Dies hat bei Investoren ebenso Vertrauen geschaffen wie die langfristige Strategie des Familienunternehmens. Über 61 Prozent der Firmenanteile liegen nach wie vor in Händen der beiden Gründerfamilien Heckmann und Witzany. Dennoch gab es auch schwierige Zeiten.
So führte die Finanzmarktkrise 2008/ 2009 zu einem deutlichen Umsatzeinbruch, während gleichzeitig Wachstumsinvestitionen in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro finanziert werden mussten. Um zusätzlich zu den Bankkrediten Spielraum zu schaffen, begab Nabaltec als eines der ersten deutschen Unternehmen eine Mittelstandsanleihe im Marktsegment Bondm der Börse Stuttgart. Diese Finanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro musste weder mit Sicherheiten unterlegt werden noch war sie an die Einhaltung bestimmter finanzieller Anforderungen (Financial Covenants) geknüpft. "Die Anleihe war der erste und damals genau richtige Schritt zur Diversifizierung unserer Fremdfinanzierung", sagt Spitzer.
Mittlerweile hat Nabaltec auf das schwierigere Umfeld am Markt für Mittelstandsanleihen reagiert. Gegen Ende 2013 kündigte das Unternehmen die Anleihe vorzeitig und refinanzierte sie durch ein Schuldscheindarlehen in Höhe von 50 Millionen Euro. Das Kapital für solche Großkredite stellen Investoren wie etwa Banken und Versicherungen, wobei der Schuldner nicht an den Kapitalmarkt gehen muss. Das Darlehen wurde zum Großteil variabel verzinst, während die Aufteilung in Tranchen mit unterschiedlichen Laufzeiten für zusätzliche Flexibilität sorgte. Im April dieses Jahres löste Nabaltec jetzt den größten Teil dieser Finanzierung durch ein neues Schuldscheindarlehen ab und sicherte sich so die Vorteile des Niedrigzinsumfelds für einen längeren Zeitraum. "Wir haben mit durchschnittlich rund 2,5 Prozent jährlich nun deutlich niedrigere Finanzierungskosten als beim ersten Schuldschein", sagt Spitzer. Nabaltec konnte die Emission weitgehend beim gleichen Investorenkreis, bestehend aus großen Geschäftsbanken, Landesbanken, Sparkassen sowie kleinen Raiffeisenbanken, platzieren wie beim ersten Schuldschein. Für die Tranchen mit Laufzeiten von fünf und sieben Jahren gilt eine variable Verzinsung, wobei das Unternehmen eine Zinssicherung abgeschlossen hat. Mit insgesamt 70 Millionen Euro liegt das Volumen zudem deutlich über dem der ersten Schuldscheinemission. Neben der Refinanzierung können mit der Liquidität deshalb die Infrastruktur am Standort Schwandorf ausgebaut und die Prozesse dort optimiert werden. Ein signifikanter Betrag fließt darüber hinaus in die deutliche Erweiterung der Produktionskapazitäten in Texas (USA), wo Nabaltec 2005 mit dem Partner Sherwin Alumina Company, LLC ein Joint Venture namens Nashtec gegründet hat.
Bankkredite sollen bis Ende 2016 zurückgeführt werden
Als Financial Covenants wurden bestimmte Kennzahlen für die Eigenkapitalquote und das Verhältnis von Nettoverschuldung zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vereinbart. Werden sie nicht eingehalten, können die Investoren im schlimmsten Fall von einem Kündigungsrecht Gebrauch machen. Ungeachtet dessen ist das Schuldscheindarlehen aus Sicht des Managements verglichen mit einer Mittelstandsanleihe die bessere Lösung. "Es ist von der Laufzeitgestaltung her flexibler, mit weniger Arbeitsaufwand und Platzierungskosten verbunden sowie auch hinsichtlich der Zinskonditionen attraktiver", sagt Spitzer.
Er legt viel Wert auf eine diversifizierte Finanzierungsstruktur, wobei bilaterale Bankkredite bis Ende 2016 zurückgeführt werden. Auch bei der Neufinanzierung werden Bankkredite in den kommenden Jahren eine untergeordnete Rolle spielen. Da der Schuldschein nicht schlechter gestellt werden darf als andere künftige Kredite, kann Nabaltec keine Bankdarlehen gegen Sicherheiten aufnehmen. Möglich wäre das nur, wenn dann auch der Schuldschein mit Sicherheiten unterlegt würde - was bisher nicht notwendig ist.
Ein wichtiger Finanzierungsbaustein ist nach wie vor der Forderungsverkauf über Factoring. "Wir sichern damit das Risiko von Forderungsausfällen ab und können die Außenstände so gleichzeitig zinsgünstig vorfinanzieren", sagt Spitzer. Die Finanzierungsalternative Leasing dagegen nutzt das Unternehmen derzeit nicht, auch weil es derzeit Zuschüsse aus einem regionalen Förderprogramm der Regierung der Oberpfalz in Anspruch nehmen kann und deshalb lieber investiert anstatt zu leasen. An Gelegenheiten dazu wird es angesichts der Wachstumsambitionen nicht mangeln.