Etwa 30 bis 40 Kunden kommen derzeit täglich an den Schalter von Pro Aurum. Vom langhaarigen Mittvierziger mit roten Turnschuhen, der Edelmetalle kauft, weil es "die einzig fassbare Anlageform" sei, bis hin zum Rentnerpärchen, das sich Sorgen um seine "real ständig sinkenden Altersbezüge" macht, und deshalb "für den Krisenfall einer hohen Inflation" eine kleine Münz- und Barrensammlung im heimischen Keller vorhält, sind Kunden in allen möglichen Lebenslagen vertreten. Wartezeiten nehmen sie geduldig in Kauf. "Das ist aber nur ein Ausschnitt unseres Geschäfts", sagt Pro-Aurum-Gründer Hartmann. 95 Prozent der Umsätze kämen über Telefon und Internet zustande, weil die Kunden "auf besondere Diskretion Wert legen".
Das Unternehmen profitiert von der wachsenden Skepsis vieler Menschen. "Das Geschäftsvolumen hat sich seit dem vergangenen Jahr vervierfacht", freut sich Mitgeschäftsführer Mirko Schmidt. Eine wachsende Zahl von Kunden deckt sich inzwischen auch über Einkaufsgemeinschaften mit Gold und Silber ein. Die größte und älteste ist in Walsrode zwischen Hamburg und Hannover. 2000 Anleger haben der im September 2002 gegründeten Vermögen-Sicherung-Gemeinschaft (VSG) inzwischen 30 Millionen Euro anvertraut. "Wir haben insgesamt mehr als 50 Tonnen Edelmetalle bei verschiedenen Sparkassen gelagert", sagt Andreas Popp, Chef der Walsroder Vermögensverwaltung Popp AG, unter dessen Dach die VSG läuft.
"Wir blasen rechtzeitig zum Ausstieg"
Wohl kaum jemand ist in der Szene so umstritten wie der 45-jährige Familienvater, "Autodidakt, Dozent für Makroökonomie und Buchautor", wie er sich selbst bezeichnet. Viele etablierte Edelmetallexperten werfen dem Anlageverwalter "Angst schürenden Populismus" vor, wenn er den nächsten Aktiencrash bis Ende 2007 prognostiziert und eine Währungsreform binnen der nächsten drei Jahre.
Wegen der weltweit "nie mehr rückzahlbaren Schulden" rechnet Popp "mit dem Zusammenbruch des auf dem Dollar basierten Geldsystems bis 2010". Die Anlage in Edelmetallen sei zwar "keine Lösung, aber das wichtigste Mittel, um schadlos, das heißt ohne Enteignung, durch die Krise zu kommen". Umstritten ist Popp auch wegen seines gewagten Kursziels: Bei 6500 Dollar je Feinunze sieht er den Goldpreis bis 2010 und überbietet damit selbst die Prognosen des amerikanischen Rohstoff-Gurus Jim Rogers, der den Preis immerhin bei 1000 Dollar sieht.
Manche Experten erinnert die Edelmetallhausse an den Höhenflug der Kurse in der Aktieneuphorie 1999/2000. "Wir werden rechtzeitig zum Ausstieg blasen, das sind wir unseren Kunden schuldig", verspricht Pro-Aurum-Gründer Hartmann. Die Crash-Thesen von Popp teilt er nicht. Trotzdem ist Hartmann überzeugt: "Die Edelmetallhausse kann noch bis zu fünf Jahre dauern."
* Namen aller Anleger geändert