Wachablösung:Großmann wird schon im Oktober neuer RWE-Chef

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Eigentlich sollte Jürgen Großmann erst im Februar an die Spitze des zweitgrößten Energiekonzerns Deutschlands rücken. Doch nun löst er den bisherigen Chef Harry Roels bereits in wenigen Tagen ab.

Der Stahlmanager Jürgen Großmann wird bereits in wenigen Tagen neuer Chef des zweitgrößten deutschen Energieversorgers RWE. Zum 1. Oktober solle Großmann den bisherigen Chef Harry Roels ablösen, teilte das Unternehmen am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit.

Bisher war vorgesehen, den Chefwechsel erst am 1. Februar nächsten Jahres zu vollziehen. Roels selbst habe dem Aufsichtsrat den früheren Rückzug angeboten. Über den früheren Chefwechsel war in den vergangenen Wochen schon spekuliert worden.

In florierenden Konzern umgebaut

Großmann ist Inhaber des niedersächsischen Stahlwerks Georgsmarienhütte, das er fast bankrott übernahm und in einen florierenden Konzern umbaute.

Der bisherige RWE-Chef, der Niederländer Harry Roels, hatte Deutschlands zweitgrößten Energieversorger in den vergangenen vier Jahren verschlankt und auf das Energiegeschäft konzentriert.

Jedoch war das Verhältnis zu den Kommunen, die wichtige Anteilseigner sind, belastet. Außerdem wurde ihm das Fehlen von Ideen für die Zukunft vorgeworfen.

Erfolgreiche Karriere

Der in Mülheim an der Ruhr geborene Großmann kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Der verheiratete Vater von drei Kindern studierte zunächst Wirtschaftswissenschaft und Eisenhüttenkunde. Später heuerte er beim Stahlkonzern Klöckner an.

Bei der Insolvenz von Klöckner im Jahr 1993 kaufte er die Georgsmarienhütte aus dem insolventen Klöckner-Konzern für symbolische zwei D-Mark. Heute ist die Firma einer der führenden deutschen Stahlproduzenten und liefert vor allem an Autohersteller, etwa DaimlerChrysler oder BMW.

Der RWE-Konzern, einer der größten Energieversorger Europas, ist jedoch ein anderes Kaliber für Großmann. Der Konzern hatte sich unter dem bisherigen Chef Roels von Beteiligungen am Baukonzern Hochtief oder dem britischen Wasserversorger Thames Water getrennt und sich auf das Strom- und Gasgeschäft konzentriert.

Klare Zukunftsstrategie

Allerdings wurde Roels immer wieder vorgeworfen, er verfüge über keine klare Zukunftsstrategie. In der Branche wurden Stimmen laut, wonach RWE selbst zum Übernahmekandidaten werden könnte, weil der Konzern untätig der Fusionswelle in der Energiebranche zusah.

Roels galt außerdem als unbeliebt bei den Kommunen, die rund 18 Prozent an RWE halten. Zudem galten die Kontakte des Niederländers zur deutschen Politik als wenig ausgeprägt. Sein designierter Nachfolger Großmann gilt dagegen als enger Vertrauter von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU).

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